Die Wirtschaft in Deutschland stagniert. Energie ist zu teuer. Deutschland ist mit vielen Produkten nicht mehr wettbewerbsfähig.
Während andere Volkswirtschaften wachsen, fällt Deutschland in seiner Wirtschaftskraft zurück. Viele Probleme sind hausgemacht.
Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main, ist die Bau- und Immobilienbranche vertraut. Vor vier Jahren hat er die wichtigsten Vertreter der Branche zusammengebracht, die sich mit der Resolution für mehr Bauland deutlich für den Standort Frankfurt Rhein-Main ausgesprochen haben.
Und auch aktuell kommen wichtige Impulse für die Bauschaffenden von Caspar, dem Bauen und Wohnen eine Herzensangelegenheit ist.
„Für die Wiederbelebung der Bautätigkeit haben wir ganz konkret drei tiefgreifende Vorschläge, die jeder für sich genommen einen starken Impuls setzen würde.“ leitet Caspar seine Positionierung ein:
„Wir sollten mehr Neubauvorhaben baugenehmigungsfrei stellen. Gesetzliche Vorgaben der HBO brauchen nicht notwendigerweise nocheinmal eine Genehmigung. Sie müssen sowieso eingehalten werden. Zumindest für Gebäude der unteren Gebäudeklassen könnten so grundsätzlich Baugenehmigungen entfallen. Lediglich für größere Gebäude und für Sonderbauten braucht es dann noch das herkömmliche Genehmigungsverfahren.“ so Caspar. Im Zuge einer solchen Neuregelung sollen auch die Grenzen für Sonderbauten in der HBO hochgesetzt werden, da diese bislang so niedrig liegen, dass eine Vielzahl von Gebäuden, die eigentlich nicht „besonders“ sind, in diese Kategorie fallen.
„Wir sollten Parkplätze bei Neubauten nicht zwingend vorschreiben.“ ist Caspars zweiter Vorschlag. Der jeweilige Projektentwickler weiß am Besten, wer Nutzer seines Gebäudes sein wird. Und ob dieser, weil er bspw. Student ist, gar kein Auto hat, oder aber die Wohnung im hochpreisigen Segment ohne zwei Stellplätze quasi unverkäuflich ist. „Eine entsprechende Regelungen gibt es schon in Berlin. Das zu übernehmen wäre sinnvoll.“ so Caspar weiter.
„Und wir sollten Satzungen generell reduzieren. Die Neigung von Städten und Gemeinden per Satzung alles und jedes regeln zu wollen hat ein Ausmaß angenommen, daß die freie Entwicklung des Immobilienbestandes stark behindert. Notwendige Maßnahme werden nicht mehr angegangen.“ formuliert Caspar seinen dritten Vorschlag zur Belebung der Entwicklung im Bau- und Immobilienbereich.
Es ist zu erkennen, daß in gleichem Maße, wie die wirtschaftlichen Kenndaten abstürzen, der Ruf nach tiefgreifenden Reformen lauter wird. Dipl.-Ing. (FH) BDB Andreas Ostermann, 1. Vorsitzender BDB-HESSENFRANKFURT, fragt deshalb ganz offen: „Auf Bundesebene werden Milei und Musk mittlerweile auch als positive Beispiele für wirtschaftliche Reformen und einen Aufschwung der Wirtschaft genannt. Brauchen wir ein bißchen Milei und Musk auch in Deutschland?“
„Jede Regulierung beruht auf der Festschreibung von Ansprüchen, Standards oder Schutzzielen. Wenn wir tatsächlich weniger Regeln wollen, dann müssen wir klar benennen und akzeptieren, dass es ohne eine Absenkung dieser Ansprüche, Standards und Schutzziele nicht funktionieren wird und es hier bei den Betroffenen gegebenenfalls Widerstände zu überwinden gilt.“, so Tobias Rösinger, Architekt BDB und für den BDB-HESSENFRANKFURT Vorstandsmitglied der AKH.
Andreas Ostermann führt die VVTB in Hessen als Beispiel für eine ausufernde Regulierung an. Hessen hat das umfangreichste Regelwerk aller Bundesländer. „Hier anzusetzen ist wichtig, wir sind gerne bereit, dabei unseren Sachverstand einzubringen“ sagt Ostermann.
Allgemein scheint die Tatsache, dass Wohlstand das Ergebnis wirtschaftlichen Handelns ist und wirtschaftlicher Erfolg notwendige Voraussetzung für soziale Errungenschaften und ökologischen Umbau ist, in unserer Gesellschaft immer weniger bewusst zu sein. Dieses Bewusstsein wieder zu befördern ist eine wichtige Aufgabe und Herausforderung zugleich.
„Wir sehen in der IHK Frankfurt am Main und insbesondere in der Person des Präsidenten eine starke Stimme für ein freiheitliche Wirtschaftsordnung. Die klare Positionierung für den Wirtschaftsstandort Rhein-Main tut gerade in diesen Zeiten not. Wir stehen Ihnen dabei zur Seite.“ faßt Dipl.-Ing. Architekt BDB Carsten R. Kulbe, 2. Vorsitzender des BDB-HESSENFRANKFURT, den Austausch zusammen und ermutigt Caspar, wirtschaftlichen Sachverstand gegen die Vielzahl an Partikularinteressen weiter zu verteidigen.
BDB-HESSENFRANKFURT