Appell an die Bundesregierung: Bezahlbaren Wohnraum sichern – für sozialen Frieden und Demokratie

Wegen des dramatischen Mangels an bezahlbaren Wohnungen fordern 11 Verbände der planenden Berufe die Bundesregierung auf, umgehend und noch entschlossener Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Wir, Vertreterinnen und Vertreter der planenden und prüfenden Berufe – Architektinnen, Ingenieure, Innenarchitektinnen, Landschaftsarchitekten, Stadtplanerinnen und Vermessungsingenieure – wenden uns mit einem dringenden Appell an die Bundesregierung. In unserer täglichen Arbeit sehen wir die Herausforderungen und die dramatischen Auswirkungen des Mangels an bezahlbarem Wohnraum in unserem Land. Diese Problematik bedroht nicht nur den sozialen Frieden, sondern stellt auch eine ernsthafte Gefahr für unsere Demokratie dar.

Bezahlbarer Wohnraum ist ein fundamentales Menschenrecht und eine essenzielle Grundlage für ein friedliches und gerechtes Zusammenleben. Doch immer mehr Menschen, insbesondere Familien mit geringem Einkommen, Studierende, Alleinerziehende und Rentner, finden keinen erschwinglichen Wohnraum mehr. Die Mieten steigen rasant, während das Angebot an bezahlbaren Wohnungen, vor allem an geförderten Wohnungen, immer knapper wird. Diese Entwicklung führt zu sozialer Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und zunehmender gesellschaftlicher Spaltung.

Die Folgen dieses Mangels an bezahlbarem Wohnraum sind weitreichend und gefährlich. Wenn Menschen sich das Leben in ihren Städten und Gemeinden nicht mehr leisten können, werden sie an den Rand gedrängt. Dies führt zu einer sozialen Segregation, die das Gemeinschaftsgefühl und den sozialen Zusammenhalt untergräbt. Die wachsende Ungleichheit und das Gefühl der Ungerechtigkeit bieten Nährboden für Extremismus und demokratiefeindliche Strömungen.

Eine stabile und gerechte Gesellschaft, in der jeder die Möglichkeit hat, in einem würdigen und bezahlbaren Zuhause zu leben, ist die Grundlage für eine starke Demokratie. Demokratie bedeutet Teilhabe, und diese Teilhabe beginnt mit einem sicheren und bezahlbaren Zuhause.

Wir fordern daher die Bundesregierung auf, umgehend und noch entschlossener Maßnahmen zu ergreifen, um den Bau von bezahlbarem Wohnraum massiv zu fördern. Es bedarf einer umfassenden und nachhaltigen Wohnraumoffensive, die durch gezielte staatliche Investitionen, Anreize und stärkere Unterstützung des sozialen Wohnungsbaus und eine strikte Regulierung des Immobilienmarktes realisiert wird.

Kostensenkende Effekte wie die rechtssichere Einführung eines „Gebäudetyp e“, die Bebauung vorhandener Flächen durch Aufstockungen und Umbauten, Einwirkungsmöglichkeiten auf überhöhte Bodenpreise und die effektivere Nutzung des vorhandenen Wohnraums, wie beispielsweise im Programm „Jung kauft alt“ müssen konsequenter als bislang verfolgt werden. Die zahlreichen im Bündnis für bezahlbaren Wohnraum erarbeiteten Vorschläge gehen bereits in die richtige Richtung, drohen aber, sich in der Kleinteiligkeit zu verlieren, nicht die Kernthemen der Boden- und Immobilienmarktregulierung zu adressieren und auch nicht die gewünschten Skaleneffekte zu erzielen.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass jeder Mensch die Chance auf ein gutes und bezahlbares Zuhause hat, und dass wir in einem Land leben, das durch sozialen Frieden und eine lebendige Demokratie geprägt ist.
Als aktiv an der praktischen Schaffung von Wohnraum beteiligte Berufsstände stellen wir hierfür weiterhin unsere umfassende Expertise zur Verfügung.

Nutzen Sie diese!

Die Verfasser des Appells sind:




kommunale Herausforderungen brauchen Augenhöhe – Bernhard Köppler für die AKH

Kommunale Herausforderungen brauchen Augenhöhe

Als hauptamtlicher Stadtrat und verantwortlicher Baudezernent in der Kreisstadt Hofheim am Taunus sind mir viele Schnittstellen der beruflichen Aufgaben der Kolleginnen und Kollegen bewusst. Ob Kindergärten, Rathäuser, Feuerwehren, Bibliotheken oder sogar Musikschulen – die Kommunen sind wichtige öffentliche Auftraggeber für die Revitalisierung, Umnutzung oder Neubau von kommunaler, bzw. sozialer Infrastruktur. Diese Aufgabe betrifft viele Städte und Gemeinden in Hessen und gerade die kleinen und mittleren Kommunen stehen vor einer Herkulesaufgabe. Dazu brauchen wir das Verständnis das die vielen Aufgaben im Tranformationsprozess von Kommunen der wesentliche Teil einer Integrierten Stadtentwicklung ist.

In Zeiten knapper Kassen müssen die richtigen Prioritäten gesetzt werden zwischen Erhalt oder Neubau, der Identifizierung der richtigen Projektpartner und dies alles mit dem vorhandenen Personal in den Kommunalverwaltungen. Gleichzeitig müssen die Bürgerinnen und Bürger abgeholt werden und Nachhaltigkeit, Ressorcenschonung sowie die steigenden Anforderungen des Klimaschutzes berücksichtigt werden.

Die baulichen Aufgaben sind dazu nur im Gleichklang mit Bürgerbeteiligung, Mobilitätsfragen, Wirtschaftsförderung und der behutsamen Gestaltung unserer Ortskerne und Innenstadtzentren zu leisten.

Die Kommunalen Gremien der Gemeinde- und Stadtverordnetenversammlungen sind ebenfalls ein wichtiges Bindeglied da Sie die finanziellen Rahmenbedingungen vorgeben. Leider sind auch hier immer weniger Bauschaffende in den Fraktionen zu finden was für die Beratungen nicht förderlich ist.

Was können wir als Architektinnen und Architekten im öffentlichen Dienst dazu leisten?

Ich denke, dass die Stärkung von Architekturqualität und unseres Berufsstands durch kommunale Wettbewerbe die geraden auch kleineren Städte und Gemeinden unterstützen sollen. Hierzu setze ich mich gerne ein handhabbare Formate – neben der Auslobung von großen Planungswettbewerben – zur besten Lösung zu entwickeln.

Auch sollten in der kommunalen Familie die die Landkreise Unterstützung bei Vergabe- und Wettbewerbsfragen bieten.
Der persönliche Kontakt zwischen Planer und Behörde muss wieder auf ein sinnvolles Maß ausgebaut werden.

Nach meiner Meinung liegt im gegenseitigen Verständnis ein Schlüssel zur Lösung – von den Zeitabläufen bis zur Baugenehmigung, dem Umgang mit Nachforderungen und den damit verbundenen Kostensteigerungen.

Meine Motivation

Ich bin Mitglied im Bund Deutscher Baumeister, weil dieser Berufsverband allein interdisziplinär aufgestellt ist und den baumeisterlichen Gedanken lebt.

Das heißt das die heutigen Aufgaben bei Errichtung und Unterhalt von Gebäuden die Fachkompetenz von Architekten und Ingenieuren erfordert.

Um die zu bewältigenden Bauaufgaben partnerschaftlich und auf Augenhöhe anzugehen gehören nach meinem Verständnis zu dieser Partnerschaft auch die Männer und Frauen die als Fachkräfte in den Handwerksbetrieben unsere Planvorlagen umsetzen.
Ich durfte in meinem Berufsleben viele Erfahrungen von der Bauleitung von Reihenhäusern, Modernisierungen in der Wohnungswirtschaft bis zur Projektleitung von Städtebauprogrammen sammeln.

Seit 2019 bringe ich diese Erfahrungen als hauptamtlicher Stadtrat in meiner Heimatstadt ein.

Mit meiner Kandidatur zur anstehenden Kammerwahl als beschäftigtes AKH-Mitglied im öffentlichen Dienst möchte ich gerne einen Beitrag leisten und die Sichtweise der Architektinnen und Architekten in die kommunalen Netzwerke und Gremien wie zum Beispiel den Hessischen Städtetag tragen und unterstützen.




AKH-Wahl 2024: Die Zukunft in die Hand nehmen – BDB-HESSENFRANKFURT!

WIR VERTRETEN DIE INTERESSEN ALLER ARCHITEKTEN UND STADTPLANER IN HESSEN

Das zentrale berufspolitische Anliegen des BDB-HESSENFRANKFURT ist ein ganzheitliches und kooperatives Denken und Handeln aller am Bau Beteiligten. Dieser umfassende baumeisterliche Gedanke spiegelt sich auch im Namenskürzel „BDB“, der für den „Bund Deutscher Baumeister“ steht.

Der BDB-HESSENFRANKFURT vertritt in der AKH diese fachübergreifende und ganzheitliche Sichtweise. Dies gilt insbesondere auch für den Dialog zwischen Architekten-, Ingenieurkammer und Verbänden, zwischen freischaffenden, angestellten, verbeamteten und baugewerblich tätigen Kolleginnen und Kollegen sowie für eine transparente und offene Diskussion zwischen allen Beteiligten.

Für die zukünftige Kammerarbeit der ab 2024 anstehenden Wahlperiode sieht der BDB-HESSENFRANKFURT folgende Themenschwerpunkte:

STÄRKUNG DES ARCHITEKTENBERUFS

durch auskömmliche Honorare, weniger Haftungsrisiken, gesellschaftliche Anerkennung und einem ganzheitlichen Berufsbild

Die gesellschaftliche Anerkennung des Berufsstands ist für den BDB-HESSENFRANKFURT von zentraler Bedeutung. Das Anliegen des BDB-HESSENFRANKFURT ist, das Bewusstsein für die vielfältigen und entscheidenden Beiträge von Architekten und Stadtplanern zur Gestaltung unserer gemeinsamen Lebensräume zu stärken

Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung setzt der BDB-HESSENFRANKFURT sich für eine positive Wahrnehmung des Berufsstands in der Gesellschaft ein.

REDUZIERUNG DER PLANUNGSKOMPLEXITÄT

durch den Abbau von unnötigen Vorschriften und widersprüchlichen Planungsvorgaben

Um die Planungskomplexität zu reduzieren, plädiert der BDB-HESSENFRANKFURT für den Abbau unnötiger Vorschriften und widersprüchlicher Planungsvorgaben. Dies schafft nicht nur effizientere Planungsprozesse und kalkulierbare Baukosten, sondern ermöglicht erst eine Umsetzung wirklich nachhaltiger und baukulturell anspruchsvoller Bauvorhaben.

TATSÄCHLICHE NACHHALTIGKEIT

nicht durch eine überbordende Regulierung, sondern durch eine ganzheitliche Planung und Stärkung der Baukultur.

Der BDB-HESSENFRANKFURT bekennt sich zu den Zielen von nachhaltigem Planen und Bauen. Der BDB-HESSENFRANKFURT sieht jedoch durch die derzeitige herrschende politische Ausrichtung, diese Ziele durch unverhältnismäßige Regulierung und planwirtschaftliche Ausrichtung gefährdet.

Vielmehr setzt der BDB-HESSENFRANKFURT auf die originären Werkzeuge des Architektenstandes, wie ganzheitliche Planung, Baukultur und interdisziplinäre Denk- und Arbeitsweise sowie auf Wettbewerbs- und Marktanreize zur Erreichung tatsächlicher Nachhaltigkeit.

SCHAFFUNG VON MEHR WOHNRAUM

durch eine Reduzierung von Steuern, Abgaben und Regulierung sowie einer angemessenen Förderung

Der BDB-HESSENFRANKFURT sieht durch den derzeitigen Mangel an Wohnraum den sozialen Frieden in unserem Land gefährdet. Durch die massive Erhöhung von Steuern und Abgaben, eine unverhältnismäßige Regulierung und eine unzuverlässige Förderkulisse hat die öffentliche Hand einen wesentlichen Anteil an der derzeitigen Misere.

Der BDB-HESSENFRANKFURT fordert deshalb ein Umsteuern der Wohnungspolitik sowie die Schaffung neuer Anreize zum Wohnungsbau, sei es im Bestand oder als Neubau.

PARTNERSCHAFTLICHER UMGANG

auf Augenhöhe zwischen Architekten und Behörden durch Austausch und gemeinsame Veranstaltungen

Um die Herausforderungen unserer Zeit – den Klimawandel, die Rezession im Allgemeinen und den massiven Rückgang in der Bauwirtschaft im Speziellen – zu meistern, sind wir Bauschaffenden auf eine funktionierende Zusammenarbeit mit Behörden angewiesen. Nicht zuletzt durch die Corona-Maßnahmen haben die Möglichkeiten zum Austausch durch Präsenztermine oder gemeinsame Veranstaltungen zwischen Architekten und Behörden deutlich gelitten.

Der BDB-HESSENFRANKFURT möchte hier aktiv wieder den verstärkten gegenseitigen Austausch unter Mithilfe der Kammer fördern.




Unser Kandidat zur Stärkung der Bau- und Immobilienwirtschaft

Die Bau- und Immobilienwirtschaft errichtet und betreibt Infrastruktur und Gebäude. In den Jahrzehnten, in denen in Deutschland die Infrastruktur massiv ausgebaut wurde, hatte unser Land die höchsten Wirtschaftswachstumsraten. In Staaten, in denen verstärkt der Fokus auf den Ausbau der Infrastruktur gelegt wird, gibt es auch heute beachtliche Wirtschaftswachstumsraten.
Die Bruttowertschöpfung unserer Immobilienbranche entspricht über 17 % der Gesamtwirtschaft. Die Branche ist damit stärker als der Fahrzeugbau, die Gesundheitswirtschaft oder der Handel.

Die Bau- und Immobilienwirtschaft ist die Schlüsselbranche, die unser Land besonders voranbringt.

Ansicht Kandidatenflyer hier

Seit über 42 Jahren bin ich Unternehmer in der Immobilienwirtschaft und engagiere mich auch im gesellschaftlichen Bereich, um die volkswirtschaftliche Bedeutung unserer Branche zu verdeutlichen. So war ich früher Verkehrs- und auch Wohnungspolitischer Sprecher im Hessischen Landtag. Aber auch im Immobilienausschuss der Vereinigung der hessischen Unternehmer (VhU), im Vorstand von Haus & Grund Frankfurt und bei der Bundesfachkommission Immobilien des Wirtschaftsrates engagiere ich mich.

Ich halte die Stärkung unserer Bau- und Immobilienbranche für wichtig. Deshalb kandidiere ich erneut für die IHK-Vollversammlung und würde mich freuen, wenn Sie an der Wahl teilnehmen und mir Ihre Stimme geben würden.

Ulrich Caspar
Mitglied BDB-HESSENFRANKFURT




die ‚bubble‘ verlassen – Kammer muss öffentlichkeitswirksamer werden

Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung im Sommer habe ich mich spontan dazu entschlossen, ebenfalls für den BDB-HESSENFRANKFURT zur Wahl der Vertreterversammlung anzutreten.
Ich bin schon langjähriges Mitglied im BDB. Bereits zu Studienzeiten bin ich auf Anraten meines Vaters beigetreten. Er selbst ist auch Architekt und ebenfalls seit dem Studium Mitglied. Bisher war ich aber eher passiv, habe die Zeitschriften gelesen und an ein paar Exkursionen in Frankfurt teilgenommen. Als dann bei der Mitgliederversammlung gefragt wurde, wer sich an der Kammerwahl beteiligen will, dachte ich: warum eigentlich nicht?

Ich bin seit 2016 berufstätig und seit 2019 Mitglied der Architektenkammer Hessen. Für mich stand schon immer fest, dass ich mich eines Tages als „Architektin“ bezeichnen möchte. Bei den Kollegen aus meiner Generation sind da die Meinungen geteilt. Nicht alle werden Kammermitglied. Und diejenigen, die beitreten, mach dies vor allem wegen des Versorgungswerks. Es heißt dann meistens: „Wenn ich mich nicht selbstständig mache, dann muss ich ja nicht in die Kammer.“

Aber es geht um so viel mehr. Seit mehr als zwei Jahren bin ich Projektleiterin und vorwiegend in den Leistungsphasen 3 und 4 tätig. Hier bin ich im Arbeitsalltag ständig mit neuen Satzungen, Formblättern etc. konfrontiert. Selbst im vereinfachten Baugenehmigungsverfahren ist die Liste an einzureichenden Unterlagen lang. Wenn ich da an die Generation meines Vaters denke, als der Architekt den Bauantrag alleine bewerkstelligen konnte, sind wir davon meilenweit entfernt. Aktuelles Beispiel: Die Gestaltungssatzung Freiraum und Klima der Stadt Frankfurt am Main, am 10.05.2023 in Kraft getreten. Bei der Liste an Vorgaben bräuchte es eigentlich die Zuarbeit von einem Landschaftsarchitekten. Bei kleineren Projekten lohnt sich die Zusammenarbeit leider nicht und am Ende macht man es doch selbst. Hier fühle ich mich von der Kammer alleine gelassen und wünsche ich mir mehr Unterstützung. Zum einen braucht es einen Rahmen, in dem die Inhalte besprochen werden. Die Sinnhaftigkeit der einzelnen Forderungen ist nämlich diskussionswürdig. Zum anderen bräuchten wir Hilfestellung durch Seminare oder dergleichen. Woher soll ich als Architekt wissen, welcher mittelkroniger Baum nun standortgerecht ist?

Mir liegt Klima- und Umweltschutz sehr am Herzen. Ich hoffe, ich spreche hier auch für die Mehrheit meiner Berufskollegen. Als Architekt hat man immer das Ziel, die Welt ein klein wenig besser zu gestalten. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, und dass wir mit jeder Baumaßnahme direkten Einfluss auf die Umwelt nehmen. Deshalb müssen wir nachhaltig denken und handeln. Zu diesem Thema kommt von Bauherrenseite immer öfter die Frage nach einer Gebäudezertifizierung. Ein Label von DGNB, LEED, BREEAM etc. ist für einige sogar mittlerweile Standard. Hier stellt sich mir die Frage, ob die Kriterien, welche entscheidend für den Grad an „Nachhaltigkeit“ sind, immer sinnvoll sind. Maßnahmen werden umgesetzt, damit sie Punkte generieren, aber ob sie hierzulande einen positiven Einfluss bewirken, muss ebenfalls untersucht werden. Auch hier wünsche ich mir mehr als ein Signal von der Architektenkammer.

Generell möchte ich, dass die Kammer die „bubble“ verlässt und wir als Architekten mehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Andere Kammerberufe wie Ärzte, Anwälte etc. erfahren mehr Wertschätzung in der Gesellschaft. Dass man in gewissen Situationen einen Anwalt zu Rate zieht oder einen Arzt konsultiert steht außer Frage. Doch wann braucht man einen Architekten? Hier muss unser Bild mehr gestärkt werden. Die Kammer muss in die Pflicht genommen werden, deutlich mehr dafür zu tun. Aufzuzeigen, welche Vorteile es für private Bauherrn bedeutet, einen Architekten zu beauftragen. Schließlich leisten wir einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft erwirtschaften einen bedeutenden Anteil an der Wertschöpfung.




Wohnungen bauen! Haben wir noch die gleichen Ziele? – Für ein neues Miteinander: Wünsche an die Bauaufsicht

Im Titelbeitrag der Ausgabe 08.2023 des BAUMEISTER DIALOG haben wir angesprochen, daß seit Corona eine Dysfunktion bei vielen Behörden festzustellen ist. Trotzdem seit langem alle Coronamaßnahmen aufgehoben wurden, ist die alte Normalität nicht zurückgekehrt in den Bearbeitungsablauf bei vielen Behörden.
Architekten berichten, daß Mitarbeiter der Bauaufsichten schwerer zu erreichen sind als früher. Teilweise befinden sich Mitarbeiter im Homeoffice und haben dort aber keinen Zugriff auf die Akten im jeweils angesprochenen Verfahren. Die Erteilung von Auskünften ist dann nicht möglich und Bearbeitungsabläufe werden massiv verzögert.

Homeoffice ohne eine entsprechende Digitalisierung des Workflows und ohne den Zugriff auf alle Unterlagen vom Heimarbeitsplatz aus ist nicht sinnvoll. Dort wo im Homeoffice nicht die gleichen Arbeitsergebnisse erzielt werden können wie bei Präsenz im Amt, muß Homeoffice wieder reduziert werden und die Bauantragsbearbeitung wieder in das Amt verlagert werden.

Auch die zu langen Bearbeitungszeiten erklären sich nicht mehr. Aufgrund der Zurückhaltung der Projektentwickler, Bauträger und institutionellen Immobiliengesellschaften werden immer weniger Baugenehmigungen beantragt. Man könnte erwarten, daß in gleichem Maße sich die vorhandenen Kapazitäten auf die wenigen Bauantragsverfahren verlagern und damit diese viel schneller und unkomplizierter abgewickelt werden können. Doch das scheint nicht der Fall. Viele Architekten berichten, daß die Bearbeitungszeiten sich nicht spürbar verkürzen und auch keine größere Hinwendung zu den weniger werdenden Bauantragsverfahren zu erkennen ist.

In Zeiten rückläufiger Baukonjunktur sind schnelle und unkomplizierte Bauantragsverfahren notwendig, um die weniger werdenden Bauprojekte schnell an den Markt zu bringen und so bauwirtschaftliche Kapazitäten zu erhalten.

Die Wahrnehmung vieler Architekten ist, daß der konstruktive Dialog zwischen Architekt und Behörde immer mehr zurückgedrängt wird. Zusehens öfter wird der Behördenvertreter als Hürde, die es zu nehmen gilt, wahrgenommen. Immer weniger scheint er Dialogpartner auf dem Weg zur Baugenehmigung sein zu wollen.
So wurde uns über die Bauaufsicht des Main-Taunus-Kreises berichtet, daß dort Bauberatungen mit Verweis auf Personalengpässen gänzlich abgelehnt wurden. Unklar ist, ob diese Positionierung gegenüber den Kunden – den Bauherrn und den Architekten – neue Vorgabe der Amtsleitung ist oder ungewünscht auf Sachbearbeiterebene so gelebt wird.

Wir hoffen auf den Konsens, daß der Dialog auf Augenhöhe Grundlage für das Miteinander von Architekt und Bauaufsicht sein sollte. Dazu gehört auch, behördenseitige Forderungen mit gesetzlichen oder satzungsbezogenen Vorgaben zu erklären und nicht unbegründet Forderungen zu formulieren.

Notwendige Voraussetzung für die schnelle und sichere Bearbeitung von Behördenvorgängen ist auch das fachliche Beurteilungsvermögen und die Erfahrung in bauaufsichtlichen Verwaltungsvorgängen. Vermehrt wird von Architekten berichtet, daß im direkten Gespräch mit Sachbearbeitern in Bauaufsichtsbehörden zunehmend öfter auf höhere Verwaltungsebenen verwiesen wird und weniger in eigener Verantwortung bearbeitet wird. Wahrnehmbar öfter werden bei einfachen Sachverhalten andere Behörden zu Stellungnahmen angefragt und deren Positionierung zur notwendigen Voraussetzung für eine weitere Bearbeitung gemacht.

Wir brauchen wieder mehr Bearbeitungsbefugnisse beim Sachbearbeiter, der direkter Dialogpartner des Architekten ist.

Und ein letzter, immer wieder vorgetragener Punkt, der sich letztendlich nur aus der Wahrnehmung einer Machtposition heraus erklären läßt, ist die Platzierung von Gestaltungswünschen mit dem Ausblick auf beschleunigte Bearbeitung. Bisweilen werden Forderungen formuliert, die sich nicht mit gesetzlichen Vorgaben, mit Erlassen oder Satzungen begründen lassen. Eine schnellere Bearbeitung wird in Aussicht gestellt, wenn eine Überarbeitung der Bauantragspläne erfolgt und diese im von der Bauaufsicht formulierten Sinne neu eingereicht werden. Vielen Bauherren, für die Zeit ohne Baugenehmigung Geldverlust bedeutet, fügen sich widerwillig dem aufgezeigten Weg.

Die Bearbeitung von Bauanträgen darf sich ausschließlich an Vorgaben des Gesetzgebers und der Gemeinde orientieren. Forderungen, die nicht daraufhin begründet werden können, dürfen nicht über sanften Druck Eingang in Bearbeitungsabläufe bei der Bauaufsicht finden.

Die aktuelle Krise der Bauwirtschaft erfordert es, daß die Akteure der Branche wieder enger zusammenrücken und das Ziel, zu bauen, wieder stärker in den Blick Ihrer Handlungen nehmen. Die Politik muß dort, wo Sie Leitlinien für Behördenhandeln vorgeben kann, Zielsetzungen klar formulieren und ihre Bauaufsichten zu Mitwirkenden des gemeinsamen Ziels machen.

Unser Ziel ist: Bauen.

BDB-HESSENFRANKFURT




31. Hessischer Unternehmertag

Alle Mitglieder des BDB-HESSENFRANKFURT waren zum Hessischen Unternehmertag in das Kurhaus nach Wiesbaden eingeladen. Die Verbandstagung der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände war gut besucht und Wiesbaden bot die gewohnt edle Kulisse für das Treffen der Wirtschaft in Hessen:

Mehr Freiheit für mehr Wachstum. Chancen ergreifen und Risiken meistern.

Der 31. Hessische Unternehmertag der VhU, das Spitzentreffen der hessischen Wirtschaft, versammelte auch in diesem Jahr führende Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen, Verbänden und Politik. Deutschland steckt in einer Rezession und braucht dringend mehr Wachstum. Doch durch welche Rahmenbedingungen kann dieses erreicht werden, welche Risiken müssen beherrscht, welche Chancen können genutzt werden?

Vor 1.000 Gästen im Wiesbadener Kurhaus sprachen Wolf Matthias Mang, Präsident der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU), Ministerpräsident Boris Rhein und Dr. Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung AG und Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Einigkeit bestand bei den Teilnehmern, dass trotz aller derzeitigen großen geopolitischen Krisen und Schwierigkeiten die vielen existierenden Gestaltungsoptionen und Chancen durch eine Veränderungsdynamik für Wachstum in Deutschland und Hessen genutzt werden müssen.

v.r.n.l.: VhU-Präsident Wolf Matthias Mang, Ministerpräsident Boris Rhein, Dr. Norbert Rollinger (R+V Vorstandsvorsitzender und GDV-Präsident), Dr. h.c. Jörg-Uwe Hahn (Vizepräsident des hessischen Landtags und Vorstand für Finanzen im BDB-HESSENFRANKFURT)

VhU-Präsident Wolf Matthias Mang: “Unsere Unternehmen ermöglichen den technischen und gesellschaftlichen Fortschritt, zahlen Steuern und schaffen Arbeitsplätze. Sie müssen viele Herausforderungen wie die Überregulierung und den Strukturwandel meistern. Trotz der unternehmerischen Risiken haben wir alle Chancen durch nachhaltiges Wachstum unseren Spitzenplatz unter den Industrienationen neu zu erobern. Aber dafür brauchen wir weniger Misstrauen gegenüber der Wirtschaft und eine wachstumsfreundlichere Gesetzgebung und Verwaltung. Mit mehr Freiheit können wir die Klimaprobleme schneller und günstiger lösen, die vierte industrielle Revolution vollbringen und als Exportnation im globalen Wettbewerb standhalten.“

Ministerpräsident Boris Rhein: “Deutschland darf beim Wirtschaftswachstum nicht länger Schlusslicht in Europa sein. Wenn wir nicht zügig Lösungen für die überbordende Bürokratie, den teuren Industriestrom und den Fachkräftemangel finden, schwächen wir die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen nachhaltig und gefährden das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Handlungsfähigkeit des Staates. Nur mit einer Agenda für Wirtschaft und Wohlstand wird Deutschland wieder attraktiv für neue Investitionen.“

Dr. Norbert Rollinger, R+V Vorstandsvorsitzender und GDV-Präsident: „Die Herausforderungen sind enorm. Wir können sie bewältigen, wenn wir entschlossen die notwendige nachhaltige Transformation unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems weiter vorantreiben. Versicherer sind dabei natürliche Partner. Wir sind Kapitalgeber für den Umbau des Industriestandorts und dekarbonisieren unsere Investments. Als Experten für diese Themen setzen wir uns für Prävention und Klimafolgenanpassung ein. Und wir versichern Innovationen und helfen damit, sie für die Transformation nutzbar zu machen.“

Hessen-Champions 2023

Außerdem wurden die diesjährigen Sieger des Unternehmenswettbewerbs „Hessen-Champions“ in den Kategorien Innovation, Jobmotor und Weltmarktführer im Beisein von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir ausgezeichnet. Siehe gesonderte Pressemitteilung.
Der bundesweit einzigartige Wettbewerb feiert im nächsten Jahr sein 25-jähriges Jubiläum.

VhU




Meine Themen für die AKH

Ich möchte, dass sich die Kammer mit den Problemen und den Themen der hessischen Architekten beschäftigt und nicht versucht die ganze Welt zu retten. Die Kammer soll Selbstverwaltung und Dienstleister sein für die Architekten in Hessen. Die Interessen der hessischen Architekten sollen im Mittelpunkt stehen.

Hintergrund: Klimapolitik ist Thema vieler Vorworte und Ansprachen der Kammer. Zu wenig wird beispielsweise berichtet darüber, ob wir auf einem guten Weg sind, einen landesweit einheitlichen digitalen Bauantrag bis Jahresende hinzubekommen. Oder wie die Bemühungen der Kammer aussahen, Forderungen nach Änderungen der Vergabeordnung von Planungsleistungen bereits auf europäischer Ebene entgegenzuwirken. Wieso muß in Hessen der HBO-Bauleiter in der Fertigstellungsmeldung an die Bauaufsicht Erklärungen zur EU-Verordnung 305/2011 abgeben und in anderen Bundesländern nicht?

Ich möchte die Themen der baugewerblichen Architekten und der bauleitenden Architekten in der Kammer besser vertreten sehen.
Architektur ist nicht nur Kunst, sondern auch reales Bauen mit entsprechenden Problemen.

Hintergrund: Das Ansinnen der Kammer, Nachweise in Bauleitungstätigkeit und Erfahrungen bei der Objektüberwachung für die Eintragung als Architekt nicht mehr zu fordern, läßt eine Geringschätzung für die Leistungsphase mit dem höchsten Vergütungsprozentsatz vermuten.

Ich möchte eine Meldestelle, bei der Architekten Städte und Gemeinden, die sich mit besonders unkooperativem und architektenfeindlichem Verhalten hervorgetan haben (z.B.Honorar unterhalb der Mindestsätzen, Nichteinhaltung von Zahlungszielen, Forderung von abstrusen Nachweisen), melden können.

Hintergrund: Betroffene Architekten nehmen Missstände oftmals als Erste war. Ihre Hinweise können dafür sorgen, dass Rechtsverstöße bekannt werden. Die Kenntnis von Vorfällen unterhalb einer Strafbarkeitsgrenze ermöglicht ein Lagebild zu gewinnen.

Ich möchte, dass die Kammer sich um die Einführung eines Architektenparkausweises bemüht. Das würde zu einer erheblichen Zeiteinsparung für uns Architekten führen. Alle Handwerksfirmen können einen besonderen „Handwerkerparkausweis“ beantragen.

Hintergrund: Der Handwerkerparkausweis wurde mit der starken Forderung der Handwerkskammern durchgesetzt und erleichtert die Arbeit der Handwerker im Ballungsraum. Der Architekt, der Handwerkerleistungen überwachen soll und oft nicht nur eine Baustelle im städtischen Raum am Tag anfahren muß, sondern mehrere, muß einen regulären Parkplatz suchen oder nimmt einen Strafzettel in Kauf.

Dipl.-Ing. Architekt BDB Martin Pletz BSc
Mitglied der Vertreterversammlung der Architektenkammer Hessen




Unsere Probleme sind weit weg von BIM und Weltpolitik

Der BDB-HESSENFRANKFURT ist der Verband für Architekten, Ingenieure und Unternehmer, der im wesentlichen die Interessen der kleinen und mittleren Büro- und Firmengrößen im Blick hat. Es sind insbesondere die kleinen und mittleren Büros, die für den privaten Bauherrn Baumaßnahmen betreuen und es sind die kleinen und mittleren Baufirmen, die diese Baumaßnahmen dann ausführen. Sie machen die Baukultur vor Ort aus. Elke Rühl, Architektin BDB, hat das, was sie bei Ihrer täglichen Arbeit an Erfahrungen macht, abgeglichen mit dem, worauf Schwerpunkte der Architektenkammerarbeit liegen und in einem Gedankenimpuls uns ihre Sicht der Dinge zukommen lassen:

Es ist eine sehr emotionale Zusammenstellung von Themen (ins Unreine geschrieben), die mich und viele Kolleginnen und Kollegen bewegen. Gedacht als Impuls, den Sie gerne aufnehmen, mit Ihren eigenen Erfahrungen abgleichen und mir Ihre Kommentare zukommen lassen können.

Das bewegt mich und viele Kolleginnen und Kollegen:

Die Architektenkammer befasst sich in ihrem aktuellen Programm mit so bezeichneten zukunftsrelevanten Themen des Bauens (Bsp. Taxonomie in der Berufspraxis und BIM-Modellen).
Das sind für unser aller Zukunft und unser Klima sicher äußerst wichtige Themen der Weltpolitik, aber wo bleiben wir Architekten und Architektinnen in unserem täglichen beruflichen Umfeld, ich finde unsere Sorgen und Nöte hier nicht wieder.

Als engagierte Netzwerkerin höre ich mich in meinen unterschiedlichen Netzwerken um und habe hier nur eine kleine Auswahl von Anregungen und Rückmeldungen aufgegriffen und gebe diese sehr vereinfacht wieder:

Ganz vorne stehen:
• die Wahrnehmung / Darstellung unseres Berufsbildes in der Öffentlichkeit. Es wird als eher negativ empfunden (O-Ton Bauherr: wozu braucht man eigentlich Architekten?)
Dazu sollte es einmal eine Aussprache geben – wie kann man unser Berufsbild besser in der Öffentlichkeit darstellen (Bsp. Ärztekammern organisieren Werbekampagnen für ihre Mitglieder).

Aber was lässt uns in unserem Beruf so „alt aussehen“? z.B:
• die erschwerten Arbeitsbedingungen für Architekturbüros -verstärkt durch Corona- seit 2020. (Baustoffmangel/sichere Zeitplanung nur sehr schwer einzuhalten / Baukosten sind „explodiert“) – könnte man noch um einiges ergänzen oder konkretisieren!

• …und ganz wichtig die Bürokratie / die Behörden: Seit Corona funktioniert hier gar nichts mehr (wenige bis keine Termine möglich, wenige, verspätete bis keine Rückmeldungen, schlechte Kommunikation = Planungsunsicherheit) Bauanträge liegen endlos, bis überhaupt eine Rückmeldung kommt. Nachforderungen werden oft an der Grenze zur 3 Monatsfrist gestellt!
Behörden gängeln die Architekten, um ihre eigene Unsicherheit zu überdecken? Immer mehr Sachverständige und weitere Behörden, bis hin zum RP, müssen an kleinsten Bauvorhaben beteiligt werden.
Man sollte sich die Frage stellen, ob die Behörden personell inzwischen zu gut ausgestattet sind?

Selbst erfahrenen Büros (ich erstelle seit ca. 30 Jahren Bauanträge) werden von den Bauämtern durch unklare Vorgaben, unzählige Satzungen und nicht wissende Sachbearbeiter, Steine in den Weg gelegt.
Das lässt uns als Planerinnen und Planer wie Anfänger aussehen. Bauvorhaben werden dadurch unnötig verzögert und Kosten in die Höhe getrieben.
Dagegen stehen die Leistungsphasen 1-4 (und vor allem die Lph 4) in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Aufwand für Entwurf und Planung eines genehmigungsfähigen Bauantrags.

• der aus all diesen Punkten resultierende hohe Planungs- und Zeitaufwand, der erhöhte Aufwand für Kommunikation (unzählige Telefonate und Emails) für unsere Büros, bildet sich leider nicht in der Honorarordnung, bzw. generell nicht bei der möglichen Rechnungs¬stellung ab (eher das Gegenteil ist der Fall….es wird bei den Planungskosten gespart) Immer weiter steigende Stundensätze sind schwer zu vermitteln. Bauherrn mischen sich ein, wollen am Honorar sparen, da sie die Architekten in Bezug auf die Bauämter als unzulänglich wahrnehmen. Handwerker werden im Internet „gecastet“ Deren Fehler dürfen wir dann auch noch nachbessern. Auch hier hinkt die HOAI um Längen hinterher! (Stundensätze von unter 40,00€ sind bei der LPH 8 durchaus möglich).

Diese Liste könnte noch mit vielen Beispielen ergänzt werden, aber das sprengt den Rahmen…

Viele Kollegen und Kolleginnen arbeiten, wie ich mit meinem Büro, am Rande der Belastungsgrenze!
Der Spagat zwischen den Anforderungen an uns Architekten, den vielfältigen Herausforderungen unseres Arbeitsumfelds und letztendlich der nicht mehr auskömmliche Honorierung, wird immer größer und geht an unsere Existenz und letztendlich an die Gesundheit!
Wir müssen darüber reden, damit unser, an sich schöner und anspruchsvoller Beruf, nicht zwischen der ‘Weltpolitik‘ und unseren täglichen Herausforderungen zerrieben wird.

Elke Rühl, Architektin BDB
Mitglied der Vertreterversammlung der Architektenkammer Hessen




Planende Berufe erwarten massive Verwerfungen im deutschen Planungsmarkt

Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung mehrheitlich einer Verordnung der Bundesregierung zugestimmt, der durch eine Änderung der Vergabeverordnung voraussichtlich dazu führen wird, dass nahezu alle öffentlichen Planungsaufgaben künftig nach den Regeln des EU-Rechts vergeben werden müssen. Insbesondere die Kommunen als größte öffentliche Auftraggeber werden hiermit aufgrund fehlender Kapazitäten oftmals überfordert sein, worauf auch die Kommunalen Spitzenverbände hingewiesen haben.

Die Verfahren werden sowohl für die Auftraggeber – wie für die Auftragnehmerseite – deutlich aufwändiger und werden damit erheblich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Die Kammern und Verbände der planenden Berufe befürchten daher, dass es zukünftig vermehrt zu Total- und Generalunternehmervergaben kommen wird. Die Folge wäre eine Existenzgefährdung für die mittelstandsgeprägte Planungswirtschaft in Deutschland.

Der geplanten Änderung der VgV liegt ein Vertragsverletzungsverfahren der EU-Kommission zugrunde, die in der bisher gültigen deutschen Regelung einen Verstoß gegen die europäischen Vergaberichtlinien sieht. Die Planerverbände hatten hingegen geltend gemacht, dass den zu erwartenden negativen Auswirkungen kein erkennbarer Vorteil im Sinne einer Stärkung des europäischen Binnenmarkts gegenüberstehe, und gefordert, dass sich der Europäische Gerichtshof mit dem Thema befassen sollte. Mehrere Bundesländer hatten sich dem angeschlossen, blieben aber bei der heutigen Abstimmung in der Minderheit.

„Wir bedauern es sehr, dass nach dem Bundestag auch der Bundesrat den Weg dafür frei gemacht hat, den gut funktionierenden Planungsmarkt in Deutschland massiv zu gefährden,“ meint Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer. „Wir werden jetzt mit der Bundesregierung und den öffentlichen Auftraggebern, insbesondere den Kommunalen Spitzenverbänden, unsere Gespräche weiter fortsetzen und intensivieren, mit welchen Mitteln die negativen Folgewirkungen der Änderung der Vergabeverordnung so gering wie möglich gehalten werden können.“

Auch Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, befürchtet massive Auswirkungen auf die planenden Berufe und eine Vielzahl dringend benötigter Bauprojekte in Deutschland. „Es ist überaus bedauerlich, dass sich sowohl Bund als auch die Länder gerade in diesen herausfordernden Zeiten nicht schützend vor die kleinen und mittleren Büros stellen. Diese bilden bislang das Rückgrat der deutschen Planungslandschaft und werden vor dem Hintergrund von Bau- und Energiewende dringender denn je benötigt. Eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Leistungserbringung kann jedoch nur unter fairen Rahmenbedingungen gewährleistet werden,“ so der Präsident der Bundesingenieurkammer abschließend.

Unterzeichnende Kammern und Verbände:

Bundesarchitektenkammer
Bundesingenieurkammer
Bund Deutscher Architektinnen und Architekten
Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure
Bund Deutscher Innenarchitekten
Bund Deutscher Landschaftsarchitekten
Bundesverband Freier Berufe
Bundesverband der öffentlich bestellten Vermessungsingenieure
Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik
DAI Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine
Deutsche Akdademie für Städtebau und Landesplanung
Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung
Förderverein der Bundesstiftung Baukultur
Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung
Vereinigung freischaffender Architekten Deutschlands
Verband Beratender Ingenieure
Verband Deutscher Vermessungsingenieure
Zentralverband der Ingenieurvereine