Mittlerweile ist bei der Politik angekommen: Wir haben zu viele Studenten. Wir brauchen mehr Menschen die ein Handwerk lernen wollen.
Der Bedarf ist groß und es gibt im Handwerk Erfolgsgeschichten.
„50 % der Studenten verlassen Ihren Studiengang in den ersten zwei Semestern. Prof. Dr. Birgitta Wolff, Präsidentin der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main sagt, rund 20% der Studenten in den höheren Semestern gehören nicht an die Universität. Auf diese Entwicklung müssen wir reagieren.“ sagt Bernd Ehinger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main im Gespräch mit dem BDB-Frankfurt Rhein Main e.V.
Die Einstellung, das Studium sei der beste Weg zu einem sicheren und guten Einkommen, ist tief in den Elternhäusern verankert. Die Akademisierung der Berufsausbildung ist die Folge.
„Wir hören häufig davon, dass Kinder nach der vierten Klasse – auch gegen den Rat der Lehrer – auf das Gymnasium geschickt werden. Mit Druck und viel Nachhilfe wird das Abitur geschafft. Und dann soll das Studium folgen“, sagt Dr. Christof Riess, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. „Eltern und Verwandtschaft wollen für die Kinder immer nur das Beste. Aber das ist in solchen Fällen oftmals gerade nicht das Studium, sondern eher eine Duale Ausbildung – zum Beispiel in einem der 130 Berufe im Handwerk.“
Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main bietet einmal pro Woche an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Sprechstunden an, um Studien-Neuorientierer über die vielfältigen Karrieremöglichkeiten im Handwerk zu informieren. Das wird gut angenommen, denn mittlerweile haben sich 50 Personen für eine Duale Ausbildung statt Studium entschieden.
„Meine beiden Enkel haben direkt nach der Schule eine Handwerksausbildung gemacht. Das hat sie positiv geprägt.“ sagt Ehinger. „Das solide Fundament einer Berufsausbildung schätzen viele Firmen. Es kann jungen Menschen erste Bestätigung und positive Berufserfahrungen geben. Und ein Studium ist über verschiedene Wege ja dann immer noch möglich.“
„Architekten und Ingenieure haben erkannt, dass der Fachkräftemangel auch tiefgreifende Auswirkungen auf die eigene Arbeit hat,“ sagt Dipl.-Ing. (FH) BDB Andreas Ostermann (1.Vorsitzender des BDB-Frankfurt Rhein Main e.V.). „Wir müssen einfacher planen und besser überwachen, weil oft das Fachwissen der Arbeitskräfte vor Ort nicht mehr so vorhanden ist, wie das früher mal war.“
BDB und der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen (VbUH) haben deshalb eine Initiative gegen Fachkräftemangel und für die Ausbildung in Bauberufen gestartet.
„Wir brauchen die Praktiker in unseren Betrieben.“ sagt Dr. h.c. Thomas M. Reimann, CEO der ALEA Hoch- und Industriebau AG und Vorstand für Unternehmer im BDB-Frankfurt Rhein Main e.V.. „Nicht selten verdient ein guter Polier mehr als ein Akademiker. Gute Fachkräfte, die Baustellen leiten können, sind das Wichtigste für jede Baufirma.“
„Es ist wichtig, jedes Engagement zu unterstützen, das hilft in der Gesellschaft aufzuklären, dass die handwerklichen Ausbildungsberufe hervorragende Karrierevoraussetzungen sind“, so Ehinger. Der Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main sagt Ostermann und Reimann seine Unterstützung für die großartige Initiative von BDB und Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen zu.
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