Verwendung von Recycling-Baustoffen ist sowohl unter ökologischen als auch unter ökonomischen Aspekten geboten
Hessische Verbände und Organisationen warnen in ihrem aktuellen Positionspapier „Recycling und Verwertung am Bau verbessern – teure Entsorgung vermeiden!“ vor einem drohenden Engpass bei der Verwertung und Beseitigung von Erdaushub. Nach Einschätzung des Verbände-Bündnisses kommen starke Kostensteigerungen für die Entsorgung von Erdaushub und Boden auf private und öffentliche Bauherren zu. Das schmälert den Investitionsraum teilweise sogar bis zur Verhinderung von dringend erforderlichen Infrastruktur- und Baumaßnahmen. Die fehlenden regionale Verwertungs- und Entsorgungsmöglichkeiten führen zu unnötigen LKW-Kolonnen und damit verbundenen ökologischen Nachteilen.
„Wenn nichts passiert, werden die bestehenden Probleme im Umgang mit Bodenaushub, mineralischen Bauabfällen und der fehlenden Akzeptanz von Baustoff-Recyclingprodukten weiter zunehmen“, mahnt der Hauptgeschäftsführer des Verbandes baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V., Rainer von Borstel. Die Steigerung der Kosten für die Abfuhr der bei jedem Bau anfallenden Erdmassen um bis zu 300% innerhalb von fünf Jahren ist Ausdruck der akuten Verknappung der Kapazitäten und der Verlängerung der Wege. Das Verbände-Bündnis wendet sich bereits zum zweiten Mal innerhalb von gut zwei Jahren an die Politik: „Wir stellen fest, dass durch das Schließen lokaler Erddeponien und der gestiegenen Anforderungen der Verfüllbetriebe selbst unbelastete Erdmassen kaum noch zu verwerten sind. Die Förderung von Recycling und Wiederverwertung ist ein Ansatzpunkt um die Blockaden im Markt zu lösen. Güteüberwachte Recycling-Baustoffe stehen Primärbaustoffen weder in ihren technischen Eigenschaften noch in ihrer Umweltverträglichkeit nach. Zudem verkürzt die regionale Aufbereitung von mineralischen Bauabfällen zu hochwertigen Recycling-Baustoffen auch die Transportwege. Öffentliche Auftraggeber sollten stärker verpflichtet werden, Recycling-Baustoffe einzusetzen,“ fordert von Borstel.
Teure und unnötige Analysen führen zu Kostensteigerungen
Die Kosten für die Analytik von Erdaushub sind ein Ärgernis. Die erste Analyse erfolgt bereits am Entstehungsort des Aushubs. Später ist oft eine zweite Analyse erforderlich, wenn der Erdaushub beim Verfüllbetrieb oder der Deponie angeliefert
wird. Diese Doppelbeprobungen führen zum Teil zu einer anderen Einstufung des Materials. Grundsätzlich trägt der Bauherr als Abfallerzeuger die Verantwortung und die Kosten für die anfallenden Erdmassen.
Zeit zu Handeln!
Die hessische Landes- und Kommunalpolitik wird eindringlich zum Handeln aufgefordert: „Was wir brauchen, ist ein einheitliches und praxisgerechtes Analyseverfahren für mineralische Abfälle, eine stärkere abfallrechtliche Verantwortung der Bauherren und Planer und ortsnahe Verwertungsmöglichkeiten für nicht oder gering belastete Böden,“ fasst Rainer von Borstel zusammen. Darüber hinaus sind ausreichende Verfüll- und Deponiekapazitäten sicherzustellen. Überdies muss die öffentliche Hand die Verwertung von Erdaushub und Böden, z. B. im Straßen- und Wegebau aktiv unterstützen.
Die derzeitigen Gesetzesvorhaben zur Gewerbeabfallverordnung und zur Mantelverordnung auf Bundesebene müssen so umgestaltet werden, dass mineralische Bau- und Abbruchabfälle von der Planung des Vorhabens über den Abfallanfall bis hin zur Entsorgung und den Einbau praxisgerecht geregelt werden. Die Verbände wünschen sich eine klare und widerspruchsfreie gesetzliche Zuweisung der abfallrechtlichen Verantwortlichkeiten in allen Phasen des Projektgeschehens.
Die Unterzeichner des Positionspapieres sind:
• Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen e.V.
• Bauindustrieverband Hessen‐Thüringen e.V.
• BDB Bund Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure e.V. Hessen
• Fachverband Garten‐, Landschafts‐ und Sportplatzbau Hessen‐Thüringen e.V.
• Hessischer Bauernverband e.V.
• Hessischer Handwerkstag
• Industrieverband Steine und Erden e.V., Neustadt/Weinstraße, Fachabteilung Recycling‐ Baustoffe, Hessen ‐ Rheinland‐Pfalz
• Ingenieurkammer Hessen
• IHK Arbeitsgemeinschaft Hessen
• Verband der Chemischen Industrie e.V.
• Verband der Rohr‐ und Kanal‐Technik‐Unternehmen e.V. (VDRK)
Download Positionspapier der hessischen Bauwirtschaft – Erdaushub und Böden in Hessen
VbUH