Die Baustandards sind zu hoch. Um die aktuellen Herausforderungen bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum meistern zu können, müssen viele Vorgaben für das Bauen auf den Prüfstand. Wir müssen aktiv Wohnungsbau attraktiver machen und ein investorenfreundliches Klima fördern.
Zu einem Arbeitstreffen haben sich Vertreter der Immobilien- und Baubranche in Wiesbaden mit Mitgliedern der FDP-Fraktion im hessischen Landtag getroffen. Jörg-Uwe Hahn, Staatsminister a.D. und Jürgen Lenders, wirtschaftspolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, nehmen die Anregungen der Branche gerne auf:
Jürgen H. Conzelmann, Vorsitzender von Haus&Grund in Frankfurt setzt stark auf private Investoren: „Weniger als 20% des Wohnungsangebotes stellen Wohnungsbaugesellschaften bereit. Die privaten Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer in Hessen verfügen über rund 2,5 Millionen Wohnungen, also über mehr als 85,4 Prozent des gesamten hessischen Wohnungsbestandes.“
Das große Potential für die Schaffung von Wohnraum liegt in der Mobilisierung des privaten Engagements für den Wohnungsbau. „Wir brauchen ein Investorenfreundliches Klima.“ sagt Conzelmann, und rechnet vor: „Wenn ein Wohnungsbauunternehmen 2000 Wohnungen baut, dann ist das gut. Wenn aber 200 private Investoren nur jeweils 20 Wohnungen bauen erreichen wir viel mehr.“
Architekt Carsten R. Kulbe, (2. Vorsitzender des BDB-Frankfurt Rhein Main e.V.) und selbst baugewerblich tätig, sieht Kostenfaktoren vor allem auch im Baurecht und in behördlichen Auflage.
„Die jetzige HBO verhindert Wohnen im stark nachgefragten innerstädtischen Bereich. Wer Aufstocken und damit Wohnraum schaffen will, scheitert oft am geforderten Aufzug oder Kinderspielplatz. Das kann an der Zielgruppe vorbeigehen. Die HBO muß hier sich mehr dem aktuellen Bedarf öffnen und Nachverdichtung leichter zulassen.“ stimmt auch Dr. Herbert Hirschler, Staatssekretär a.D. und ehemaliger Wohnungsbaukoordinator der hessischen Landesregierung, zu.
„Aktuell erarbeiten wir Empfehlungen für Änderungen der HBO. Wir wollen aus der Praxis Vorschläge für bessere Regelungen in der Bauordnung machen. Wenn Politik und die Verbände da gemeinsam in die gleiche Richtung laufen, erreichen wir die größten Effekte für den Wohnungsbau,“ so Dip.-Ing. (FH) BDB Andreas Ostermann (1.Vorsitzender des BDB-Frankfurt Rhein Main e.V.).
Dr. h.c. Thomas M. Reimann, Unternehmervertreter im Vorstand des BDB – Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure Frankfurt Rhein Main e.V. formuliert die Forderungen an die politischen Entscheidungsträger präzise:
– Absenkung von unnötigen Baustandards
– Aussetzung der EnEV
– Reduzierung der Anforderungen an die Barrierefreiheit
Die Signale der Branche sind klar: Die in den letzten Jahren immer höher geschraubten Forderungen müssen auf deren wirkliche Notwendigkeit geprüft werden. Dort, wo der tatsächliche Nutzen weit hinter dem wirtschaftlichen Aufwand zurückbleibt, muß das Bauen für den gesunden Menschenversand zurückgewonnen werden. Wir brauchen mehr Baufreiheit in Hessen. Wir sollten geringere Anforderungen an die Barrierefreiheit zulassen, wir müssen weniger EnEV wagen.
BDB-HessenFrankfurt