Der mit über 140 Teilnehmern bestens gefüllte Festsaal der Union Halle in Frankfurt/Main bildete am 21. April einen würdigen Rahmen für die Verleihung des Balthasar-Neumann-Preises 2016, dem wichtigsten europäischen Preis für Architekten- und Ingenieurleistungen, der vom BDB und der Deutschen BauZeitschrift (DBZ) gemeinsam ausgelobt worden ist. Preisträger der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung ist die Propsteikirche St. Trinitatis in Leipzig. Ranghohe Repräsentanten von Schulz und Schulz, Leipzig (Architektur), Seeberger Friedl Planungsgesellschaft mbH, München, und Büro für Baustatik Benno, Dominik und Mathias Förtsch, Leipzig (Tragwerksplanung), MLT Medien Licht Technik Ingenieure GmbH, Leipzig (TGA-Planung) sowie Prof. Michael Lange, Ingenieurgesellschaft mbH, Berlin, und ee concept Gmbh. Darmstadt (Bauphysik/Nachhaltigkeit) nahmen die Urkunden aus den Händen von BDB-Präsident Hans Georg Wagner und DBZ-Chefredakteur Burkhard Fröhlich entgegen. Zudem wurde mit der Katholischen Propsteipfarrei St. Trinitatis Leipzig erstmalig auch der Bauherr ausgezeichnet, der neben der Urkunde eine hochwertige Plakette aus gefrästem Aluminium mit einer bildlichen Darstellung von Balthasar Neumann zum Anbringen am ausgezeichneten Bauwerk erhielt.
Die eindrucksvollen Beweggründe, die die Jury zu ihrer Entscheidung veranlasst hatten, wurden von Burkhard Fröhlich umfassend erläutert. Nicht nur die innovativen technologischen Lösungen als Ausdruck gelungener integraler Zusammenarbeit von Architekten, Tragwerksplanern und TGA-/Energieplanern überzeugten die Jury, sondern auch die herausragende baukulturelle Qualität des Entwurfs. Die anspruchsvolle Aufgabe, einen zeitgenössischen Kirchenneubau in prominenter Leipziger Innenstadtlage zu errichten, hat das Architekturbüro eindrucksvoll umgesetzt. Trotz der scheinbaren Schwere des Baukörpers mit seiner prägnanten Natursteinfassade gelingt es den Planern, eine Leichtigkeit und Offenheit für das neue Kirchengebäude zu erreichen, die sich auch im Inneren des Gebäudes fortsetzt. Die Materialwahl prägt dabei zudem nicht nur die Gestalt des Bauköpers, sondern trägt auch entscheidend zum Konzept der Nachhaltigkeit bei. So wurde auf den Einsatz langlebiger, werthaltiger Baustoffe geachtet und auf den Einsatz von Verbundwerkstoffen verzichtet. Somit ist ein Gebäude entstanden, das den Intentionen des Balthasar-Neumann-Preises 2016 in bester Weise entspricht.
Neben dem Preisträger hatte sich die Jury dafür entschieden, vier weitere Wettbewerbsbeiträge mit einer Auszeichnung zu versehen: Hilti Innovation Center, Schaan/Liechtenstein, Deutsche Schule, Madrid, Dreischeibenhaus/Düsseldorf und ZOB Pforzheim. Mit insgesamt 73 Wettbewerbsbeiträgen aus fünf Ländern konnte der Balthasar-Neumann-Preis ein hervorragendes quantitatives Ergebnis erzielen, das durch die sehr hohe Qualität der eingereichten Projekte eine intensive Auseinandersetzung der Jury mit jedem einzelnen Beitrag abverlangte. Dementsprechende betont BDB-Präsident Hans Georg Wagner in seiner Festrede: „Das Besondere am Balthasar-Neumann-Preis ist dabei, ganz im Sinne der Ausrichtung des BDB, die Auszeichnung der integralen, partnerschaftlichen Planung. Der Preis wird daher für Architektur, Tragwerk, Energiekonzept und Bauherr gleichberechtigt verliehen. Dieses Preiskonzept festigt den hohen ganzheitlichen Anspruch an Architektur und Ingenieurbaukunst, an das Planen, Bauen und Betreiben und an die Ansprüche der Baukultur.“
Umrahmt wurde die Preisverleihung von einem hochkarätigen Rahmenprogramm. So hielt Prof. Dr. Gunter Henn (HENN München) als ausgewiesener Experte auf dem Feld des integralen Planens und Bauens einen Festvortrag zum Thema „Die Ästhetik der Unterscheidung – Learning from Balthasar Neumann“. Prof. Henn setzte sich darin mit den grundsätzlichen Fragen auseinander, was Architektur gesellschaftlich leisten kann und welche Rolle Architektur für die Anbahnung von Kommunikation spielt.
Sehr eindrucksvoll war auch der Vortrag der Juryvorsitzenden, Prof. Lamia Messari-Becker (Universität Siegen), zur „Haltbarkeit unseres Tuns“. Dabei machte sie deutlich, dass das Wirken von Architekten und Ingenieuren langfristige Folgen für die Lebensqualität, die Zukunftssicherheit und die Umwelt hat. Planen und Bauen, so führte Messari-Becker aus, ist nicht nur innovativ und erfordert ein Höchstmaß an Verantwortung, sondern ist auch sozialpolitisch und stiftet Identität.
Die nächste Auslobung des Balthasar-Neumann-Preises findet gemäß des Zweijahresturnus 2018 an. Wie BDB-Präsident Hans Georg Wagner in seiner Festrede ankündigte, ist dann fest beabsichtigt, die Preisverleihung wieder an traditionellem Ort, der von Balthasar Neumann errichteten Residenz in Würzburg, durchzuführen, die in diesem Jahr aufgrund von umfassenden Baumaßnahmen nicht zur Verfügung stand.
BDB-Bund