Liebe Kolleginnen,
liebe Kollegen,
die Binsenweisheit, dass ein Haus in erster Linie zum Wohnen dient, bestätigt sich mehr und mehr in dem enormen Bedarf an preiswertem Wohnraum in unseren Ballungszentren. Die technischen Themen geraten dabei mehr und mehr in den Hintergrund. Philosophien und Ideologien zu preiswerten und rationellen Bauen werden derzeit nahezu täglich entwickelt. Dabei werden Widersprüche zu bestehendem Planungsrecht und einzuhaltenden Normen immer deutlicher.
In meinen Augen lohnt es sich in diesem Zusammenhang auch den Begriff der Nachhaltigkeit näher zu beleuchten.
Unlängst sind mir hierzu Ausführungen von Prof. Manfred Hegger in die Hände gekommen, der auch den schon fast inflationären Gebrauch des Begriffes anprangert. Die meist aufgeführten sektoralen Ergebnisse, wie Materialen und Energieeffizienz reichen da nicht aus, um ein ganzheitliches nachhaltiges Konzept aufzuzeigen. Losgelöst von dem marktgängigen Begriff gilt es genau zu prüfen, ob ein praktischer Nutzen vorliegt und ob nicht etwa eine erhebliche Verteuerung der Baukosten damit verbunden ist. Es steht zu befürchten, dass ohne entsprechende Förderung und Spezialisierung von Planern, Ingenieuren und Unternehmern die Thematik in den Kinderschuhen quasi stecken bleibt.
Ich sehe durchaus ein Potenzial nachhaltig und trotzdem bezahlbar zu bauen. Hierzu ist langfristig sicher auch ein neues Bild der Architektur erforderlich. Nachhaltigkeit zeichnet sich auch darin ab, dass ein gut betreibbares und attraktives Gebäude entsteht. Ganz wichtig ist es in diesem Zusammenhang robust und zweckdienlich zu bauen. Die Planer sind gefordert dies mit Ästhetik und gelungen Formen zu kombinieren. Stimmig, intelligente Technik, wirtschaftliche Bauweise zählen hier genauso mit dazu. Allerdings auch Komponenten die ich für Allgemeingut des vernünftigen Bauens halte, wie Boden, Flächenverbrauch, Materialien und ein vernünftiger Umgang mit Energie.
Naturverträgliche Technologien und eine Kreislaufwirtschaft sind im Bezug auf den Begriff der Nachhaltigkeit nicht unbedingt als vorrangig anzusehen. Intelligente Lösungen für eine preiswerte und zeitgemäße Bauweise dienen unserer Gesellschaft dabei soziale Missstände zu beseitigen. Das symbolisiert für mich in erster den Begriff der Nachhaltigkeit.
Solche Lösungen zu finden und sie zu realisieren fordert die ganze Baufamilie heraus. Wir im BDB Frankfurt Rhein-Main eV vertreten mit Leidenschaft die Interessen aller Bauschaffenden und setzen alles daran sie bei der Lösung dieser Problematik zu unterstützen. Besuchen sie, wann immer sich die Gelegenheit bietet, unsere Fachvorträge zu diesem und natürlich auch den anderen Themen zum Bauen.
Ihr Carsten R. Kulbe
Dipl.-Ing. Architekt BDB
Vorstand für Finanzen im BDB Frankfurt Rhein-Main e.V.
Vorsitzender der AG Energie der Architektenkammer Hessen
Mitglied im Haushaltsausschuss der Architektenkammer Hessen