Im Deutschen Architekturmuseum laden junge Wissenschaftler zur kreativen Auseinandersetzung mit Architektur und Stadtplanung ein
Eine Ausstellung des Masterstudiengangs „Mundus Urbano – International Coorporation and Urban Development“ und der TU Darmstadt – noch bis zum 26. Juni 2016
„Nein, das ist keine Ablage, das ist doch ein Ausstellungsobjekt!“, macht Ausstellungsmacherin Britta Eiermann deutlich und ich entferne meine Schreibmappe vom klinisch-weißen Podest, auf dem sich ein kleiner Katalog versteckt. Ich begreife, diese Ausstellung, die nicht auf den ersten Blick mit opulenter Optik geizt, muss man sich „erarbeiten! Aber so viel sei schon einmal vorab verraten, diese Arbeit lohnt sich durchaus.
Im dritten OG des Deutschen Architekturmuseums haben Studenten der TU Darmstadt verschiedene Ansätze zur Stadt im 21. Jahrhundert vorgestellt. Die Projekte, die im Rahmen eines Workshops von Mundus Urbano- und Architekturstudenten der TU Darmstadt entstanden sind, setzen sich mit dem großstädtischen Leben in einer globalisierten Gesellschaft auseinander. Dabei beschäftigen sie sich mit Bevölkerungswachstum und Mobilität, untersuchen und vergleichen Wohnangebote, Lebenswirklichkeiten ebenso wie Zukunfts-Visionen. Wie wird heute in der Moderne, in der das Internet eine wichtige Rolle spielt, Raum interpretiert? Welche Zukunftsvisionen hat der Mensch im Zeitalter der Globalisierung und der Digitalisierung? Welche Funktion haben und welchen Spielraum eröffnen öffentliche Räume? Dies sind nur einige der Fragestellungen, die sich die jungen Wissenschaftler stellten. Ganz behutsam untersuchen sie dabei die vielfältigen Wirkprozesse, die sie sensibel und einfühlsam darstellen. Aus der Fülle der angebotenen Projekte sei hier auf „Gezi Parcours“ hingewiesen. Pinar Bilgic und Veronika Pöschel verweisen mit ihrer Installation auf die Proteste in der Türkei im Sommer 2013. Ihr Parcours mit Hinweis-Schildern und Symbolen verweist unterschiedliches Protestverhalten. Dabei visualisieren sie, wie öffentlicher Raum verteidigt werden kann, wobei das Augenmerk auf eine passive, friedliche und kreative Vorgehensweise gerichtet ist.
Auch ins Auge fällt das Projekt „Does Size matter“ von Rekik Beyene Getahun und Hee-Yung Im. Um den Einfluss des Einkommens auf die Größe von Wohnungen zu untersuchen, verglichen sie den wirtschaftlichen Status von vier Ländern (Deutschland für Europa), Athiopien (für Afrika), Südkorea (für Asien) und Brasilien (für Südamerika). Die Annahme sollte sollte gestützt werden, dass das Einkommen in Verbindung mit der Wohnungsgröße gesetzt werden kann, wobei man sich auch für die jeweiligen Unterschiede in den einzelnen Kontinente interessierte. Sie fanden heraus, dass sich Wohnungen für bei Niedrigeinkommen erheblich unterscheiden, bei den mittleren bereits weniger. Bei hohen Einkommen, die jeweils größere Wohnungen nach sich ziehen, entdeckten sie die meisten Übereinstimmungen und vergleichbare Raumaufteilungen. Vermögende in einer globalisierten Welt wohnen gleich und zwar in Wohnungen, die westlichen Standards entsprechen.
Der Immo-Skandal meint:
„Thinking outside the box“ ist eine wichtige Ausstellung, die sich jeder, der an Stadtplanung und Architektur Interessiert ist, erarbeiten sollte. Hier wird der Besucher nicht mit einer festgefügten These überrumpelt. Behutsame Spiegelungen und Pulsmessungen an den Frequenzen der modernen Gesellschaft und an ihren Eckpfeilern wie Architektur und Stadtplanung laden zur kreativen und partizipatorischen Reflektion ein.
Weiterführende Informationen:
www.mundus-urbano.eu
Deutsches Architekturmuseum
Edda Rössler
ROESSLER PR Agentur für Kommunikation und Digitales Business