Neuausrichtung der INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT

Erich Schleßmann war Koordinator der INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT seit Beginn an. Unter seiner Führung und mit tatkräftiger Unterstützung seiner Mitstreiter Thomas Reimann und Andreas Ostermann ist aus der Idee, für die Berufsausbildung in Bauberufen zu werben, eine anerkennenswerte Plattform für die Nachwuchsförderung geworden. Mit Corona waren Aktivitäten nur eingeschränkt möglich. Aus alters- und gesundheitlichen Gründen gibt Erich Schleßmann die Koordination der Initiative jetzt an Andreas Ostermann ab. Zeitpunkt für ein Fazit und einen Ausblick:

Ein (vorläufiges?) Fazit für die INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT

Der Mangel an Fach- bzw. besser Arbeitskräften ist in aller Munde. Das immer größer werdende Defizit wird mittlerweile täglich in sämtlichen Medien gespiegelt. Überlegungen und Maßnahmen dagegen sind sehr unterschiedlich angelegt. Sie betreffen Entlohnung, Arbeitsbedingungen, zusätzliche Gratifikationen, Anwerbungen aus dem Ausland, durchaus auch zwischen den Bundesländern oder Unternehmen zum Beispiel durch Zuschüsse für Umzüge, zusätzliche Qualifikationsmaßnahmen, Weiterbeschäftigung von Rentnern, gezielte Werbekampagnen von Branchen und Firmen neben dem verstärkten Einsatz von privaten Vermittlern. Die Reihe ließe sich noch ohne Weiteres fortsetzen. Alles in allem ist es so, dass der Faktor Arbeit, d.h. konkret die einzelne Arbeitskraft, einen Wert, eine Bedeutung gewonnen hat, wie es selten zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik der Fall war.

Sich in diesen Prozess mittels Nachwuchswerbung einzumischen, versuchte die INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT für das Baugewerbe mit Blick auf alle beruflichen Chancen in dieser Branche. Drei Personen im Wesentlichen trugen die Initiative, die beim BDB-HESSENFRANKFURT angebunden wurde. Der Bauunternehmer Thomas M. Reimann als Initiator und unermüdlicher Veranstalter von Beratungen und praktischen Angeboten, der Bauingenieur Andreas Ostermann als Vorsitzender des BDB-HESSENFRANKFURT als aktiver Mitwirkender bei Planungen und Umsetzungen und der ehemalige Schulaufsichtsbeamte Erich Schleßmann, der als Verbindungskoordinator zu den Schulen mehr oder weniger erfolgreich tätig war.

Der entscheidende neue Ansatz der Initiative sollte die Verknüpfung von Theorie und Praxis, von informativer Beratung und praktischem Kenntniserwerb vor Ort, d.h. auf Baustellen, sein. Üblicherweise werden Schüler in den Schulen, den Arbeitsinstitutionen, den Messen und sonstigen Veranstaltungen mit großem Aufwand einem Bombardement von Informationen durch Firmen, Branchen, Einrichtungen und Verbänden ausgesetzt. Konkrete Erfahrungen sind dabei nicht möglich. Die gibt es in den mehrwöchigen Berufspraktika, die aber oft einer gezielten Vorauswahl durch die Interessenten unterliegen und häufig einer bereits getroffenen Berufsorientierung folgen. Gerade für den letzten Entscheidungsprozess versuchte die Initiative, durch ihr Angebot der punktuellen Verbindung von Berufsvorstellung und praktischen Tätigkeiten einen Fuß in die Tür bei den Schülern zu bekommen. Bei den durchgeführten Praxistagen erzielte man eine gute Resonanz, die auch in der Folge zu weiteren Kontakten für Praktika, ober auch einzelnen Ausbildungsverträgen führten.

Bei den Schulen war die Initiative offen auf die unterschiedlichen Schulformen ausgerichtet. Es ging um Schüler von Haupt- und Realschulen genauso wie Gymnasien, um Berufliche Schulen genauso wie Gesamtschulen. Das von vornherein reduzierte Interesse an Ausbildung und beruflichen Tätigkeiten im Bausektor spiegelte sich allerdings auch bei der Kontaktaufnahme. Abgesehen von der regionalen Grenze spielten die existierenden Voreinstellungen bei Schulen und Schülern eine große Rolle, so dass es relativ wenige Interessensbekundungen gab. Auch die intensive mediale Berichterstattung (Presse, Soziale Medien, TV) wie Auftritte von ehemaligen Spielern der Frankfurter Eintracht führten kaum zu einem dauerhaft gesteigerten Interesse. Von diesen Gästen wurde das Projekt unbedingt gelobt, aber der Funke sprang nicht in gewünschtem Maß über. Das ursprünglich in einer anfänglichen Dienstbesprechung der Schulleiter geäußerte breite Interesse wurde nicht in einem größeren Ausmaß von den Schulen mitgetragen. Dennoch waren sich die drei Träger der Initiative einig, einen langen Atem zu beweisen, um das Projekt auch und gerade in finanzieller Hinsicht zu verbreitern und auf mehr Schultern im Rhein-Main-Gebiet zu verteilen. Auch personell, organisatorisch und logistisch arbeiteten die Aktiven der Initiative am Rand des Machbaren. Trotz entsprechender Bekundungen und der so geäußerten ideellen Unterstützung von vielen Seiten kam es zu keinen weitergehenden spürbaren Beteiligungen.

Dann kamen Anfang 2020 ein Virus, die Pandemie und die diversen verordneten Coronamaßnahmen mit den Lockdowns, Ausgangs- und Kontaktperren, Schließungen usw., die gerade auch die Schulen und deren besondere Aktivitäten außerhalb der Einrichtung (Informationsveranstaltungen, Unterrichtgänge, Exkursionen, Praktika, Fahrten) betrafen. Das Projekt war somit torpediert.

Nach dem aktuellen Übergang von der Pan- zur Endemie steht die Initiative vor einer Neuaufstellung. Die Zeiten für die Bauwirtschaft werden durch den aggressiven Krieg Putin-Russlands gegen die Ukraine, die damit einhergehende Energiekrise und Inflation auch für Baumaterialien neben den deutlich erhöhten Finanzierungskosten für Baumaßnahmen durch verteuerte Kredite zunehmend schwieriger. Die seit Jahrzehnten immer massiver verordneten Bauvorschriften mit einer weithin erstickend wirkenden Bürokratie machen sich gerade Krisenzeiten als immense Blockade zusätzlich bemerkbar. Die Attraktivität beruflicher Chancen auf diesem Gebiet nimmt angesichts der somit eher ungewissen Aussichten für die Bauwirtschaft insgesamt nicht zu. Konzentration auf das unbedingt Notwendige und realistisch Machbare ist angesagt. Da dürfte objektiv weder bei möglichen weiteren Trägern des Projektes noch bei potenziellen Interessenten aus dem Nachwuchs größeres Interesse am Engagement bestehen.

Dennoch sollte es mit Optimismus versucht werden. Auch wenn meine Darstellung pessimistisch endet, so ist es doch die Idee der INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT wert, im Interesse der Nachwuchsgewinnung für die Bauwirtschaft zumindest in der hiesigen Region wiederbelebt und fortgeführt zu werden. Und dies, auch wenn Thomas M. Reimann aufgrund seines Verbandsengagements und des Einsatzes für sein Bauunternehmen als auch ich aus Alters- und Gesundheitsgründen künftig nicht mehr mitwirken werden.

Erich Schlessmann

Diese INITIATIVE hat viel ZUKUNFT

Wir können mittlerweile auf über sechs Jahre INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT zurückblicken. Tolle Aktivitäten hat die Initiative auf die Beine gestellt: Begeisterte Schulklassen haben Baustellenluft geschnuppert. Wir haben in den Schulen für die Ausbildung auf dem Bau geworben. Das Interesse war dabei oft viel größer, als vorher erwartet. Das hat uns sehr gefreut. Aber wir mußten auch viel Überzeugungsarbeit leisten – aber dafür waren wir ja schließlich angetreten.

Gerade vor dem Hintergrund schwieriger werdender Rahmenbedingungen müssen wir im Wettbewerb der Branchen um die jungen Köpfe ein attraktives Angebot machen und für den Bau werben.

Sicher gab es auch die ein oder andere Ernüchterung und dann vielleicht auch die Befürchtung, die Aufgabe ist zu groß und die Bretter sind zu dick, die zu bohren sind. Meine Überzeugung ist: Wir schaffen das, wenn viele Akteure, wenn viele Partner zusammenwirken. Wir wollen daher die Initiative neu ausrichten und den Kreis der AKTIV PARTNER stark vergrößern. Jedes Gewerk soll sich in der INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT wiederfinden können.

In diesem Sinne sind wir in das neue Jahr gestartet und haben als neuen AKTIV PARTNER die Maler- und Verputzerfirma HW Verst gewinnen können. Im Team der Firma Verst sind traditionell viele Auszubildende und auch immer mal wieder ein Praktikant. Schon Kinder im Kindergartenalter dürfen bei Firma Verst vorbeischauen und schauen, was Maler machen. Zukunftsorientierte Werbung für den Berufsstand wird da groß geschrieben. Was dort an Nachwuchsförderung geleistet wird, ist wirklich vorbildlich und verdient die Aufmerksamkeit als AKTIV PARTNER unserer Initiative.

Wir brauchen mehr solcher positiver Beispiele, die vermitteln, daß es eine gute Entscheidung sein kann, eine Ausbildung auf dem Bau zu machen. Diese einzusammeln und damit den vielen Aktivitäten rund um die Fachkräftegewinnung eine Plattform zu geben und so ein Magnet für die jungen Köpfe zu werden, dass wollen wir leisten.

Erich Schleßmann danken wir sehr für seine Koordination der Initiative in den letzten Jahren und hoffen, daß er mit seinem Wissen um Schule und Schulverwaltung uns weiter beratend zur Seite stehen kann.

Andreas Ostermann