Wie wollen wir heizen?

Nachhaltig, energieeffizient, klimaneutral, regenerativ, ressourcen­schonend – an Absichtserklärungen fehlte es uns nicht, wenn es um die Heizung im Haus geht. Schwierig wird es, wenn es konkret wird.
Und so stehen Bauherr und Planer bei jedem Neubau, aber auch bei einer Komplettsanierung vor der Frage, für welche Heizung man sich entscheiden soll.

Für Viele fiel bisher die Wahl auf eine Pelletheizung. Die Pelletheizung läßt jede Wärmeschutzberechnung gelingen und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert Pelletheizungen bis zu 45%. Wer eine Pelletheizung ausführte, war bisher immer auf der Seite der Guten.

Nun sag‘, wie hast Du’s mit dem Holz?

Jetzt hat aber der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, die Abkehr vom Heizen mit Pellets und Holz gefordert. Das Verbrennen von Holz erzeuge zu viel Feinstaub und Holz könne besser zum Bauen ver­wendet werden oder als Totholz den Waldboden nähren.

Vorbei ist es mit der Klarheit und die Verwirrung ist perfekt: Ein und derselbe Energieträger wird von einem Bundesamt üppig gefördert und vom anderen schlichtweg abgelehnt.

Bleibt als Alternative der Einbau einer Wärmepumpe und der Strom kommt aus der Steckdose:

Atom oder nicht Atom?

Seitens der Europäischen Union wurde Atomkraft jetzt als grüne Energie eingestuft. Und angesichts der aktuellen weltpolitischen Entwicklung fordert so mancher eine Verlängerung der Laufzeiten deutscher Atomkraftwerke. Abwinken tun dabei aber die Betreiber selbst: Eon will Isar 2 nicht weiter betreiben und EnBW nicht Neckarwestheim. Seitens RWE verweist man auf die Aussage von RWE-Chef Markus Krebber: „Das Thema Kernkraft ist in Deutschland vom Tisch. Kurzfristig wäre es gar nicht möglich, die Kernkraftwerke wieder hochzufahren.“ Atom­kraftwerke kann man eben nicht an und ausknipsen, wie eine Nachttisch­lampe.

Schüttle alles ab, was dich in deiner Entwicklung hemmt:

Auch der Kohleausstieg ist beschlossene Sache. Bis spätestens 2038 soll Deutschland sich von der Kohle als Energieträger verabschiedet haben. Die jetzige Regierung will das sogar schon bis 2030 schaffen.

Als weitere Möglichkeit bleibt eine Gasheizung, wenn Gas schon mal in der Straße liegt und mit wenig Technik einfach und damit kostengünstig ausgeführt werden kann. Lange galt Gas als Energieträger, der die Lücke schließt zwischen den mittlerweile definierten Ausstiegsterminen bei Atomkraft und Kohle und einer Vollversorgung durch erneuerbare Energien.

In jeder großen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn

Damit ist jetzt auch Schluß – der Bundeswirtschaftsminister verkündet das nahende Ende der Gasheizung. Dabei war laut Koalitionsvertrag ohnehin schon ab 2025 eine neue Gasheizung nur noch in Verbindung mit 65 Prozent erneuerbaren Energien erlaubt. Eine Vorgabe, die insbesondere die Wohnungswirtschaft bei großen Mehrfamilienhäusern vor erhebliche Probleme stellt.

Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Frieren ist – mag es auch von höchsten Repräsentanten noch so pflicht­einfordernd vorgetragen sein – keine Option für das Industrieland Deutsch­land. Das muss als eigenständige Position in allen Diskussionen um die Frage nach den richtigen Energieträgern deutlich vertreten werden.

Ja – erneuerbare Energien sollen weiter ausgebaut werden. Es gehört aber zur Wahrheit dazu, daß das Zeit braucht. Der parallele Ausstieg aus allen anderen Energieträgern überfordert die Wirtschaft und aufgrund der hohen Energiepreise kann es auch zu erheblichen sozialen Spannungen kommen.

Bleibt am Ende nur dafür zu werben, Energiepolitik auf dem Boden trockener, spröder, notfalls langweiliger Vernunft zu machen und den Diskurs zu den richtigen Energieträgern jenseits jeder Ideologi­sie­rung und ohne moralische Überladung zu führen. Das Überbieten darin, was alles abgelehnt werden müsse, führte zu einer Kulisse, die den realen Bedürfnissen nicht entspräche:

Wir stünden selbst enttäuscht und sähen betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen.

BDB-HESSENFRANKFURT