In Coronazeiten erfreulich großes Interesse an der Ausbildung im Baugewerbe

Bild: Anes Lekovic (mitte) mit Polier Steffen Keutzer und Thomas M. Reimann auf einer Baustelle der GWH in Frankfurt am Main




Auch wenn die beliebten Baustellenbesuche ganzer Schulklassen gegenwärtig nicht möglich sind, so kann die INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT über anstehende Ausbildungsverhältnisse in der hessischen Bauwirtschaft ausgesprochen positiv berichten. Noch vor Corona hat Aylin Demir mit ihrer Schulklasse eine ALEA-Baustelle besucht, inzwischen hat sie einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Die positiven Nachrichten setzen sich trotz der schwierigen Situation fort, ganz zur Freude von BDB-Vorstand Thomas M. Reimann. „Anes Lekovic hat sich in den hessischen Sommerferien um ein Praktikum beworben. Mit jetzt 18 Jahren und dem Abschluss am Gymnasium will er die Ausbildung als Maurer beginnen. Unsere Initiative strahlt auch nach Offenbach, wir werden von den jungen Menschen in YouTube und auf Instagram wahrgenommen. Ich finde es großartig, dass man die Chancen und Perspektiven im Baugewerbe sieht und sich für einen Ausbildungsplatz in der Baubranche entscheidet. Wir werden ihn bei ALEA gerne nehmen.“ Wie zu erfahren ist, wird Anes Lekovic nicht der letzte Auszubildende sein, der beim Familienunternehmen startet. Auch Ali Reza Rahimzadeh soll eine Chance bekommen, mit einem Praktikum starten und entscheiden, ob es die richtige Berufswahl für ihn ist. Das in Frankfurt am Main ansässige Ausbildungsunternehmen ALEA, das auch eine große Niederlassung in Bad Vilbel unterhält, hat in diesem Jahr sein 150. Firmenjubiläum, es wurde 1870 gegründet. Für Firmenchef Reimann ein besonderer Anlass, gleich 15 Ausbildungsplätze anzubieten.

Hocherfreut zeigt sich der 1. Vorsitzende des BDB-HESSENFRANKFURT Andreas Ostermann. „Es verdient meine größte Anerkennung, wenn sich ein Unternehmer in Coronazeiten jetzt zum neuen Ausbildungsjahr um den Nachwuchs kümmert und unser Projekt fortschreibt. Das hat Strahlkraft für eine ganze Branche.“

Erich Schleßmann, ehemaliger Schulamtsleiter und Koordinator der Initiative, kritisiert gerade bei solchen Erfolgen das Kultusministerium: „Das Kultusministerium mit Minister Lorz an der Spitze verbaut mit dem Verbot von Außenkontakten der hessischen Schüler bis vorerst zum Herbst deren Chancen auf eine umfassend informative Berufsorientierung. Lernen für das Leben ist weitaus mehr, als nur auf der Schulbank zu sitzen!“ Bild: Anes Lekovic (mitte) mit Polier Steffen Keutzer und Thomas M. Reimann auf einer Baustelle der GWH in Frankfurt am Main

Thomas M. Reimann
BDB-HESSENFRANKFURT




UNTERNEHMER BDB Hartmann




UNTERNEHMER BDB Hartmann




MITGLIED BDB bernshausen + partner




MITGLIED BDB bernshausen + partner




BIM – ein (kritischer) Zwischenbericht (less can be more)






Für viele am Bau Beteiligte gibt es momentan neben Corona eigentlich nur ein Hauptthema: BIM

Wir möchten daher aus der Sicht eines mittelständigen Architekturbüros unserer Erfahrungen in der Praxis erläutern. Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv mit BIM-Planung beschäftigt und diese im täglichen Gebrauch angewendet. BIM ermöglicht neue Planungsperspektiven, führt aber auch zu Problemen, die wir ansprechen möchten.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Spezialisten, auf die wir beim Thema BIM antreffen,  so z.B.: BIM-Architekt, BIM-Coordinator, BIM-Manager etc. Vielen dieser Spezialisten ist gemeinsam, daß sie in der Praxis  noch niemals mit einem BIM-fähigen Programm gearbeitet haben.




Wir möchten daher unserer Erfahrungen mit dem BIM-Prozess wie folgt zusammenfassen:




1. BIM-Prozess / theoretische Betrachtung:

Die BIM-Methode wird in Wikipedia wie folgt beschrieben:

„Der Begriff Building Information Modeling (kurz: BIM; deutsch: Bauwerksdatenmodellierung) beschreibt eine Methode der vernetzten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software.“

Das bedeutet im Umkehrschluss, daß BIM als Methode dazu gedacht ist, ein Gebäude ganzheitlich von seiner Planung, über die Bewirtschaftung bis hin zu seinem Ende (=Abriss) zu beurteilen. Hierzu sind (im Gegensatz zu einer herkömmlichen Planung)  eine Vielzahl von zusätzlichen Informationen notwendig, die weit über das normale Leistungsbild eines Planers (Architekten und Ingenieure) hinausgeht. Daher stellt sich hier die Frage, ob diese Methode für alle Gebäudearten die Richtige ist.

Dies wollen wir anhand von 2 Planungssituationen beispielhaft erläutern:

Neubau eines Bürohochhauses:

Der Bauherr möchte ein neues Bürogebäude als Firmensitz errichten und dies hiernach entsprechend betreiben. Er hat anspruchsvolle Räumlichkeiten und ist bereit, den Mehraufwand in der Planung zu bezahlen, da er sich hierdurch im Betrieb des Gebäudes Vorteile durch einer erweiterte Planung nach BIM verspricht. Das digitale BIM-Modell wird an einen professionellen Facility-Manager übergeben, der in der Lage ist, dies in seine Systeme entsprechend einzupflegen.

Neubau eines Kindergartens in einer Kleinstadt

Der „BIM Manager“, der den Bürgermeister berät, hat diesem empfohlen, den neuen Kindergarten unbedingt nach BIM planen zu lassen. Der seitens der Stadtplanung favorisierte Architekt, der einen ersten Entwurf hierzu bereits als Akquise erstellt hat, ist leider nicht in der Lage, BIM anzubieten. Dafür wird ein anderes großes Architekturbüro beauftragt. In der Auftragsverhandlung schreibt der BIM-Manager dem Architekten in den Vertrag „Alle Leistungen sind als BIM vorzulegen“. Die Planung erfolgt nach BIM (der Architekt ärgert sich über den Mehraufwand), ein BIM Modell wird an die Stadt als Träger der KITA übergeben. Hiernach wird die Datei archiviert, da keiner in der Stadtverwaltung mit dieser umgehen kann.

Folgend Fragen werfen die beiden dargestellten Beispiele auf:

– Gibt es einen tatsächlichen Mehrwert für die Errichtung und insbesondere die darauffolgende Bewirtschaftung des Gebäudes? In der Praxis werden viele Gebäude errichtet und später an Nutzer übergeben, die keine große technische Kenntnis haben.

– Und wenn ja, ist geklärt, wer den Mehraufwand hierfür bezahlt? Der Errichter? Der Betreiber? Der spätere Eigentümer?

– Schränke ich den Kreis der hierfür möglichen Planer durch unnötige hohe technische Hürden ein?

2. Probleme in der Praxis:

2D vs. 3D/BIM:

Über Jahrhunderte hat sich die 2-D Zeichnung in Aufriss, Schnitt und Ansicht bewährt und ist jedem erfahrenen Planer ins Blut übergegangen. Es handelt sich um eine vereinfachte Darstellung der 3D Wirklichkeit und reduziert die Informationen auf das zur Umsetzung notwendige Maß. Dieses Darstellung hat sich in der Praxis bewährt und ist bis heute die übliche Form im Bauwesen, auch für Planungen, die nach der BIM-Methode erstellt wurden.

In der aktuellen Planungspraxis bedeutet dies, ein Gebäude wird 3-dimensional eingegeben, um hieraus im Endergebnis eine 2-Darstellung zu generieren. Hierbei stoßen die Programme immer wieder an Grenzen, die Darstellungen sind oft schlecht zu lesen („Geht halt nicht anders mit dem Programm“ ist eine gängige Antwort der jeweiligen Projektplaner).

Eigentlich sind BIM-Planungsprogramme keine klassischen Zeichenprogramme, sondern hochkomplexe 3D Puzzle. Das wesentliche Problem hierbei ist, daß man detaillierte Festlegungen zu einem  Zeitpunkt treffen muss, an dem diese weder erforderlich, noch sinnvoll sind (wie z.B. genaue Fensterformen im Vorentwurf etc.).

Wie in vielen anderen Bereichen der heutigen digitalisierten Welt ist das wesentliche Thema ja nicht die Beschaffung von Informationen, sondern die Reduzierung von Information auf das notwendige und sinnvolle Maß.

Monopolstellung

Der Markt wird beherrscht von einem deutschen und einem amerikanischen Softwarekonzern. Die propagierte Kompatibilität ist, wie schon bei früheren Formaten wie DWG, nur theoretisch vorhanden und wird seitens der Softwarekonzerne hintertrieben. Des Weiteren klinken sich die großen Hersteller von Bauteilen in die BIM-Bibliotheken ein. Frühzeitig wird ein genaues Produkt eines großen Herstellers ausgewählt, eine solche Methode ist somit nicht produktneutral und benachteiligt kleineer Anbieter und individuelle Planungslösungen.

Schnittstellen:

Neben der bereits erwähnten Problematik der unterschiedlichen Austauschformate stellt sich die Frage, wie die Methode durchgängig gewährleistet werden soll:

Ein Planungsbüro plant durchgängig  bis zur Ausführungsplanung inkl. aller haustechnischen Einbauten. Die ausführende Firma soll dann die Montageplanung in BIM übernehmen, da ja in der Verhandlung doch noch das ein oder andere Produkt geändert wurde.  Die Softwareindustrie stellt sich dies nun so vor, daß dann der TGA-Monteur vor Ort über ein digitales Eingabegerät die Änderungen in der Praxis einträgt (Montageplanung). Diese Planung wird dann an den Betreiber übergeben und stellt alle Einbauten korrekt inkl. Typenbezeichnung dar, damit auf dieser Grundlage der Betrieb des Gebäudes optimiert werden kann.

Ist dies, insbesondere angesichts des aktuellen Fachkräftemangels und der immer geringeren Qualifikation der ausführende Monteure vor Ort realistisch? Unsere Antwort aus der Praxis lautet nein.

graphische Qualität:

Die graphische Qualität der vorherrschenden Programme ist – trotzt anderslautender Beteuerung der Hersteller –  unzureichend. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn aus einem hochkomplexem BIM-Programm eine Graphik erzeugt wird, die mich an ein Computerspiel aus den 90er Jahren erinnert. Hier sollten doch nicht alle ästhetischen Grundsätze über den Haufen geworfen werden, mit der Begründen „ist halt ein BIM-Zeichenprogramm, geht nicht anders“.

Vergleich mit der Autoindustrie:

„Die Autoindustrie plant seit Jahren alle Ihre Fahrzeuge in allen Einzelteilen in einem BIM-Vergleichbaren Verfahren, warum geht das beim Bauen nicht?“

 Der wesentliche Unterscheid hierzu ist die Stückzahl. Während z.B. die BMW 3er Touring Reihe Stückzahlen von ca. 0.5 Mio aufweist, ist jedes Haus ein Unikat. Selbst bei einem sehr ähnlichen Bauvorhaben können oft auf Grund sich permanent ändernder Vorschriften nur wenige Parameter übernommen werden. Insofern sind die Planungskosten von Industrieprodukten auf Grund der Stückzahlen niemals vergleichbar mit dem Planungsaufwand von Gebäuden, die immer individuell auf den Ort und den Nutzer reagieren müssen.

Resümee

Natürlich wird sich die Digitalisierung auch im Bau-und Planungswesen nicht aufhalten lassen und ermöglicht neue Wege. Allerdings sollte man nicht blindlinks allen technischen Versprechungen, insbesondere denen großer Softwarekonzerne, Glauben schenken, sondern kritisch hinterfragen, welche technischen Möglichkeiten und Neuerungen tatsächlich einen Mehrwert für die jeweilige Planungsaufgabe  bringen und welche schlicht überflüssig sind (und somit entweder die Baukosten unnötig erhöhen, oder zu Lasten eines Planungsbüros gehen).

Bei manchen Projekten wird man dann vielleicht doch auch hinsichtlich der Thematik BIM-Planung zum Grundsatz von Mies van der Rohe gelangen: „Less is more“




Till Marwede
BDB-HESSENFRANKFURT




INITITIVE ZUKUNFT FACHKRAFT wirkt auch in Coronazeiten

Ausbildungsvertrag unterzeichnet: Thomas Reimann, Aylin Demir




„Es ist ein toller Erfolg, trotz der Corona-Krise einen Ausbildungsvertrag mit einem jungen Menschen abschließen zu können, der über unsere Initiative auf Bauunternehmen aufmerksam gemacht wurde“, freut sich Thomas M. Reimann, neben Andreas Ostermann und Erich Schleßmann einer der Initiatoren und Aktiven der INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT. Nach einigen Schülerpraktika wurde dieser Tage ein Ausbildungsvertrag mit einer jungen Dame bei einer in Bad Vilbel ansässigen Baufirma abgeschlossen.

Die erste Auszubildende unterschreibt im Rahmen der INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT ihren Ausbildungsvertrag und beginnt ab 1.8.2020 die Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Der Ausbildungsplatz wurde in der Niederlassung der ALEA AG in Bad Vilbel neu geschaffen. „Wir wachsen seit Jahren, und so freue ich mich, dass wir den interessierten Jugendlichen nun auch die Ausbildung in unserer Niederlassung anbieten können. Frau Demir hat diese Chance schnell genutzt und nun ihren Ausbildungsvertrag unterschrieben.“ Erfreut zeigte sich Aylin Demir, die es kaum erwarten kann, ab August im Team mitzuwirken.

Die INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT nimmt es sich seit über einem Jahr mit großer Unterstützung durch Firmen, Verbände, Fachpublikationen, Gewerkschaft, IHK und VhU vor, ältere Schüler, die vor dem Übergang in die Arbeitswelt stehen, mit den Chancen und praktischen Aufgaben einer Ausbildung für Berufe im Bausektor und dessen vielfältigen Betrieben zu informieren. Die Initiative hat deshalb eine große Resonanz gerade bei den Bauunternehmungen bekommen, da sie mit großem Engagement die Schüler mittels Praxistagen auf aktuellen Bauvorhaben die vielfältigen Tätigkeiten zeigte und sie selbst mitwirken ließ. Über sie berichteten selbst RTL und ZDF. Seit März dieses Jahres allerdings sind solche Praxistage nicht mehr möglich. Das Hessische Kultusministerium untersagt den Schulen alle Unterrichtsgänge oder Erkundungen außerhalb der Schule. Dieses Verbot gilt vorerst bis zu den Herbstferien. „Schülern, die ja neben dem bislang nur sporadisch stattfindenden Schulunterricht sowieso ein vielfältiges Leben als junge Menschen in ihrer Umgebung außerhalb der Schule führen, wird damit durch die Kultusverwaltung die Chance genommen, sich vor Ort praktisch über ihren weiteren Ausbildungsweg und die Anwendung ihrer individuellen Fähigkeiten informieren zu können. Und sei es nur an einem einzigen Schultag!“, konstatiert enttäuscht der ehemalige Lehrer, Schulamtsdirektor und Koordinator der Initiative Erich Schleßmann. Obwohl sinnvolle Angebote der eigentlich enorm propagierten Öffnung der Schule durch diesen speziellen Bildungslockdown unmöglich geworden sind, wird die Initiative weitermachen. Bekenntnisse der Hessischen Landesregierung zur Ausbildungsinitiative müssen nach Auffassung der Initiatoren weiterhin in der Realität ankommen. „Wir hoffen sehr“, so Andreas Ostermann, Chef des BDB – Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure in Frankfurt, bei dem die Initiative angesiedelt ist, „dass spätestens im Herbst, am besten alsbald nach den Sommerferien, unsere Aktivitäten mit den Schülern vor Ort wieder stattfinden können. Bildung und Vorbereitung auf das Leben außerhalb der Schule ist mehr, als nur im Unterricht zu sitzen.“ Informationen über die bisherigen Veranstaltungen der Initiative, die auch filmisch dokumentiert sind, erhalten Interessenten unter www.initiative-zukunft-fachkraft.de.

Erich Schleßmann
Koordinator INITIATIVE ZUKUNFT FACHKRAFT
BDB-HESSENFRANKFURT




Konjunkturpaket jetzt umsetzen




Nachdem Bundestag und Bundesrat in dieser Woche wesentliche Bestandteile des Corona-Konjunkturpakets beschlossen haben, schlägt die Planungs- und Bauwirtschaft konkrete Maßnahmen zur schnellen und zielgerichteten Umsetzung konjunkturfördernder Aktivitäten vor. Der BDB ist Mitverfasser.

Die Verbände, Vereine und Berufskammern empfehlen Maßnahmen für das klimafreundliche Bauen, neue Förderprogramme für die öffentliche und digitale Infrastruktur und zur Stabilisierung städtischer und ländlicher Funktionen.

2020-07-03 Umsetzung des Konjunkturpakets – Massnahmenpapier der Planungs- und Bauwirtschaft (PDF)

BDB-Bund




Die öffentliche Hand muß ausschreiben und Vergaben vornehmen

„Wir brauchen Zuversicht. Wir müssen jetzt klug handeln. Wir brauchen Ausschreibungen. Und da ist ein wichtiger Motor die öffentliche Hand. Die öffentliche Hand muß weiterhin ausschreiben und Vergaben vornehmen. Dann glaube ich werden wir eine große Chance haben, im Jahr 2020 gut aus dieser Corona-Pandemie herauszukommen.“

Thomas M. Reimann
BDB-HESSENFRANKFURT