BDB – Exkursion Brandschutz im Bestand

Wenn Rauch das Haus verqualmt

© Ulrich Schwind

Fachverband erlebt Theorie und Praxis zu „Rettungswege im Bestand“ im Knothe-Gebäude

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Schlüchtern Trockene Theorie und packende Praxis: Die ideale Kombination, um ein aktuelles Thema einem interessierten Publikum nahe zu bringen. Diplom-Ingenieur Architekt Carsten R. Kulbe ist das auf eindrucksvolle Art gelungen.

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Als Vorstandsmitglied des BDB HessenFrankfurt – Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. – hatte er zu einer interessanten Exkursion auf das ehemalige Knothe-Areal, dessen Mitbesitzer er ist, in die Elmer Landstraße 1 in Schlüchtern eingeladen. Thema des Nachmittags war „Rettungswege im Bestand“. Dieses wurde in einem Impulsvortrag sowie bei einer Vorführung beleuchtet.

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In die Theorie führten zwei Sachverständige und Fachingenieure für Brandschutz ein, Valentin Kuhnert und Stephan Schmidt von der Fachfirma NASC Brandschutzplanung, die auch in Schlüchtern eine Filiale hat.

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Kuhnert erläuterte die wachsende Bedeutung von Brandschutzkonzepten für Bestandsbauten. Durch fehlende Bauflächen nutzten Investoren immer häufiger bestehende Immobilien, um durch deren Umbau, mit Aufstockungen und Erweiterungen zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Dabei ergeben sich nach seiner Erfahrung regelmäßig Probleme für den Brandschutz. So gebe es Fälle, wo die aktuelle Ausführung entgegen den Vorgaben der ursprünglichen Baugenehmigung erfolge. Oder die Errichtung des ursprünglichen Baukörpers wurde nach heute nicht mehr gültigen Landesbauordnungen vorgenommen. Oder die Aufstockung bringt eine Änderung der Gebäudeklasse mit sich. In Firmen kann wegen innerbetrieblicher Umbauten oder dem Aufstellen von Maschinen die Rettungswegführung plötzlich nicht mehr praktikabel sein. Dann muss eine Fachfirma ran und die Brandschutzplanung grundsätzlich auf den Prüfstand stellen. Neben der Bewertung des Ist-Zustandes ist ein neues Konzept auszuarbeiten und mit den Behörden abzustimmen, wies Kuhnert auf Problematiken hin.

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Anschließend ging es für die Seminar-Teilnehmer in den praktischen Teil über. Zahlreiche Aktive der Freiwilligen Feuerwehr Schlüchtern rückten mit Löschfahrzeug und Drehleiter am leerstehenden Knothe-Gebäude an. Bei mehreren Übungseinheiten zeigten sie, wie wichtig Rettungswege sind. Die Teilnehmer waren verwundert, wie schnell sich Rauch – hier in Form von ungefährlichem Disco-Nebel – in einem Gebäude ausbreitet. Nur kurz die Tür beim Verlassen eines Raumes offengelassen und schon ist das Treppenhaus verqualmt. Stichwort Kamineffekt. Beeindruckend auch das Vordringen der Einsatzkräfte von außen zum „Brandort“. Leiter anstellen, dann hinauf mit schwerem Atemschutz auf dem Rücken und durch die Fensteröffnung zwängen. Interessierte Teilnehmer des Seminars konnten sich aus dem Dachfenster mittels Drehleiter retten lassen. Stellvertretender Wehrführer Sebastian Krack lieferte aus der Praxis dem Publikum interessante Informationen.

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Schließlich führte Zugführer Axel Ruppert das neue Tacbag vor, ein innovatives Schlauch-Vornahme-System (Schlauchmanagement), das nach dem Anschließen sofort einsatzbereit ist. Ein solches hatte Carsten R. Kulbe jüngst den Aktiven gespendet.

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Bei einem Umtrunk mit Gegrilltem klang der interessante Nachmittag aus. Kulbe zeigte sich abschließend begeistert. In aufgelockerter Form seien den Teilnehmern wichtige Informationen zum Thema Brandschutz geliefert worden. Das Publikum habe ausschließlich positive Rückmeldungen gegeben. Das Knothe-Areal eigne sich ideal als Übungsobjekt.

Autor: Ulrich Schwind