Pfiffige Ideen für die Erweiterung der Klassikstadt ausgezeichnet

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Ergebnisse eines Studierendenwettbewerbs an der Frankfurt University of Applied Sciences – Ausstellung der Arbeiten in der Klassikstadt GmbH – Pressemitteilung

 

Eine Rahmenkonstruktion mit Industriecharakter als Anbau, ein anthraziter und ein weißer Quader mit jeweils spannenden Innenräumen, ein städtebaulich gelungener Solitär und ein streng vertikal gegliederter Riegelbau – das sind die fünf Entwürfe zur Erweiterung der Klassikstadt, die heute an eben diesem Ort im Osten Frankfurts ausgezeichnet wurden. Sie entstanden im Rahmen eines studentischen Wettbewerbs. Die Initiative dazu ging von dem Architekten und Vorstand für Finanzen des Bundes Deutscher Baumeister Architekten und Ingenieure (BDB) Frankfurt Rhein Main e.V., Carsten R. Kulbe, und dem Geschäftsführer der Klassikstadt GmbH, Marco Wimmer, aus.

 

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Durch Carsten R. Kulbe beteiligte sich auch der BDB Frankfurt Rhein Main e.V. federführend an der Organisation und Planung des Wettbewerbs. Für die Umsetzung der Idee konnten Professor Jean Heemskerk und sein Lehrbeauftragter Dominik Wirtgen vom Studiengang Architektur an der Frankfurt University of Applied Sciences gewonnen werden. Deren Studierende entwickelten – nach einer Besichtigung der Klassikstadt am 24. März – in rund neun Wochen Ideen, um das in Frankfurt einzigartige historische Industrieensemble der Klassikstadt zeitgemäß und nachhaltig mit einem weiteren Gebäude auszubauen. Thematischer Schwerpunkt der Studierenden war das Material Stahlbeton, weshalb der Großteil der Entwürfe entsprechende Konstruktionen und Fassaden vorsah. Mit einer Bachelor-Arbeit können die Studierenden ihre Entwürfe im Anschluss vertiefen.

 

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Die Klassikstadt inszeniert die Stilgeschichte des Automobilbaus. Sie verfügt über Ausstellungs-, Büro-, Event- und Tagungsräume sowie über Werkstätten und eine Gastronomie. Sie vereint damit vielfältige Nutzungen rund um das sprichwörtlich „liebste Kind“ der Deutschen, das Automobil. „Wir wollten dem Nachwuchs die Möglichkeit bieten, an einer praxisnahen Bauaufgabe mitzuwirken. Über die vielfältigen Konzepte und die Qualität der Entwürfe freuen wir uns sehr. Sie geben ganz neue Impulse, wie die Klassikstadt konkret wachsen kann“, so Marco Wimmer und Carsten R. Kulbe bei der Begrüßung der rund 50 Gäste, die zu der Preisverleihung um 11.30 Uhr samt anschließender Feier kamen. Für den Wettbewerb standen 2.500 Euro Preisgeld zur Verfügung. Weitere 500 Euro steuerte der BDB Frankfurt Rhein Main e.V. bei. Die Ausstellung weiterer eingereichter Arbeiten ist dann noch für die Öffentlichkeit am Mittwoch von 13.00 bis 18.00 Uhr sowie am Donnerstag und Freitag, den 23. und 24. Juli 2015, jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr in der Klassikstadt zu sehen: Orber Strasse 4a, 60386 Frankfurt am Main.

 

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Jury würdigt unterschiedlichste Lösungen

Am 27. Mai bewertete eine fachkundige, neuköpfige Jury die 24 Arbeiten. Dabei waren drei Vertreter von der Klassikstadt: Marco Wimmer, Geschäftsführer Klassikstadt GmbH, Dr. Christian Schlüter, Gesellschafter Klassikstadt GmbH, und Titus Schneider, Geschäftsführer Grundstücksverwaltungsgesellschaft Orber Straße GmbH & Co. KG. Der BDB stellte ebenfalls drei Experten: Carsten R. Kulbe, selbstständiger Architekt und Vorstandsmitglied BDB Frankfurt Rhein Main e.V., Richard Bill, Studierendenvorsitz BDB Frankfurt Rhein Main e.V. und Masterstudierender an der Frankfurt University of Applied Sciences, sowie Kim-Boris Löffler, Architekt im Ingenieurbüro Bollinger und Grohmann und Vorstandsmitglied BDB Frankfurt Rhein Main e.V.. Ergänzt wurde die Gruppe von dem Jury-Vorsitzenden Urs Löffelhardt, Architekt im Bund Deutscher Architekten (BDA) und Senior Partner von Motorplan Architektur und Stadtplanung, Katharina Jürgensen, Masterstudierende an der Frankfurt University of Applied Sciences, und Bernd Schenk, selbstständiger Architekt und Geschäftsführer der Landesgruppe Hessen der Vereinigung Freischaffender Architekten Deutschlands e.V. (VFA).

 

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Schwerpunkt ihrer Bewertung war die architektonische Qualität, also ob die Studierenden eine passende gestalterische Antwort auf die vorhandenen und prägenden Backsteinfassaden fanden. Gleichzeitig sollte der Neubau für die Zukunft der Klassikstadt und deren modernes Gesicht stehen. Dazu gehörte auch ein nachvollziehbares Konzept, das eine langfristige Nutzbarkeit ermöglicht und wirtschaftlich zu realisieren ist. Darüber hinaus galt es, den Neubau mit dem vorhandenen Innenhof zu verbinden. Anhand dieser Kriterien bewertete die Jury die eingereichten Entwürfe in drei Runden. In die zweite kamen zunächst zwölf Arbeiten, später fünf in die dritte Runde. In dieser legte die Jury dann auch die Reihenfolge und die jeweilige Höhe des Preisgeldes fest.

 

Modell Preis 1

 

Den mit 1.000 Euro dotierten ersten Preis erhielten Sandra Frischholz und Zimin Hossainy für ihre dunkle Stahlbetonrahmenkonstruktion, die über eine zweigeschossige Brücke an den Bestandsbau anschließt. Der Neubau verfügt über eine Fassade mit großflächigen, seriellen Fensteröffnungen, die helle Innenräume ermöglichen. Für die Jury entspricht diese Arbeit dem industriellen Charakter des Ortes am besten. Zudem verbinde sie Tradition, Innovation und Wirtschaftlichkeit.

 

Modell Preis 2

 

Der zweite Preis und 700 Euro gingen an das Team von Juliane Bornemann, Christina Großmann und Julia Liebeherr. Hier lobte die Jury die räumliche Qualität der Innenräume und die zeitlose Fassade aus anthrazitfarbenen, vorgehängten Sichtbetonfertigteilen. Der Entwurf greift die Höhe des bestehenden Haupthauses auf und stellt Sichtbezüge dazu her, beispielsweise durch einen Veranstaltungssaal mit Terrasse im Dachgeschoss und große Fensterflächen im Erdgeschoss.

 

Modell Preis 3

 

500 Euro erhält Gökhan Bayraktar. Mit seinem Konzept „tectum machina“ schlug er einen rechteckigen Baukörper aus weiß pigmentierten Betonfertigteilen vor, bei dem sich ein Atrium als Lichtband längs-mittig durch das Gebäude zieht. In diesem sollen die Autos der Klassikstadt auf automatisierten Rampen gezeigt werden. Die Inszenierung der Hauptattraktion soll dem Betrachter die Technik erlebbar machen. Dies war im Wettbewerb einzigartig, was die Jury mit dem dritten Preis würdigte.

 

Modell Anerkennung 1

 

Darüber hinaus wurden zwei Auszeichnungen à 400 Euro vergeben. Eine davon honorierte den Entwurf von Emilisa Kina und Ervin Ramaliu, der für die Jury über die höchste städtebauliche Qualität verfügte. Der neue, anthrazite Einzelbau greift die vorhandenen Achsen geschickt auf und ragt in den vorhandenen Innenhof hinein. Die zweite Auszeichnung erhielt das Projekt „Carthedral“ von Steffen Gruhn, Imke Hansen und Gamze Steiger. Die disziplinierte Durcharbeitung überträgt das vertikale Fassadenraster des Bestandsgebäudes in einer abstrahierten Version auf einen kompakten Neubau aus Faserbeton und schafft so einen stimmigen Gesamtkomplex.

 

Modell Anerkennung 2

 

Vielschichtige Aufgabenstellung

Die Klassikstadt ist 2010, exakt 100 Jahre nach Errichtung der Landmaschinenfabrik Mayfarth, in deren imposantes Gebäude mit historischer Backsteinfassade eingezogen. Das gesamte Areal umfasst auf seinen rund 20.000 Quadratmetern Fläche noch einige restaurierte Nebengebäude und einen Innenhof. Die Aufgabe der Studierenden bestand darin, auf dem nordöstlichen Grundstücksbereich eine Erweiterung für die Klassikstadt GmbH zu planen. Dabei sollten sie ein zwei-geschossiges Gebäude mit einem zusätzlichen Galeriegeschoss entwickeln. Tragwerk und Stützenraster sollten der geplanten Nutzung Rechnung tragen.

Für das Innere war wichtig, zeitgemäße Büroräume zu entwickeln. Dazu zählten beispielsweise Zellenbüros, Kombi- oder Großraumbüros mit flexibler Aufteilung, deren Hauptnutzfläche mit einem minimalen Erschließungsaufwand (Flure und Treppen) auskommt. Die richtige Anordnung von Brandschutzabschnitten, Fluchtwegen und eines Erschließungskerns bildete hier eine weitere Herausforderung.

 

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Quelle der Fotos: Smart Skript

 

Bettina Gehbauer-Schumacher