Trends und Szenarien für den Wohnungs- und Städtebau

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– Das war der Bauwirtschaftstag der Frankfurter Bautage –

 

In diesem Jahr hat sich der Bauwirtschaftstag der Frankfurter Bautage, die traditionell Ende September stattfinden, zurück gemeldet. Dabei drehte sich alles um den Wohnungs- und Städtebau.

 

Wie wird sich der Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren entwickeln? Welche Auswirkungen werden diese Entwicklungen mit sich bringen? Wie werden sich die demografischen Aspekte auf den Wohnungs- und Städtebau auswirken? Wie kann das Wohnen von morgen aussehen?
Um diese und weitere Fragen in der Veranstaltung zu diskutieren, hat das RKW Kompetenzzentrum, RG-Bau zahlreiche Experten eingeladen, die nicht nur Fakten präsentierten, sondern auch gute Beispiele aufzeigen konnten.

 

Nach der Begrüßung durch Karlheinz Brömer, Vorsitzender des Beirats der RG-Bau und Roland Heese, Verbands- und Kooperationsmanagement Bau der VHV Versicherung stellte zunächst Prof. Dr. Martin Gornig vom DIW in Berlin die Situation des Wohnungsmarkts dar. Aus Untersuchungen und Prognosen, die den Wohnungsmarkt bis zum Jahr 2030 umfassen, wird deutlich, dass der Wohnungsbau in Deutschland mit 75 Prozent überwiegend Bestandsmaßnahmen umfasst. Ausschlaggebend für diese Entwicklung sind sowohl Nutzungsänderungen als auch energetische Sanierungsmaßnahmen. So prognostiziert Gornig beispielsweise, dass das Volumen für energetische Gebäudesanierungen in diesem Jahr rund sechs Milliarden Euro ausmachen wird. Bis zum Jahr 2020 könnte sich dieses noch mehr als verdoppeln, auf 12 bis 13 Milliarden Euro. Für den Wohnungsneubau wird die Erholung etwas gedämpfter prognostiziert, wobei Neubaumaßnahmen vor allem regionale Schwerpunkte haben werden.

 

Dr. Rudolf Ridinger, Verbandsdirektor des Verbands der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft e.V., sprach für die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“. In seinem Statement betonte er, dass nicht nur statistisch erfasste Werte, sondern auch strukturelle Änderungen besondere Herausforderungen an den Wohnungsbau stellen. So sei auch bei der großen und ständig wachsenden Nachfrage nach Wohnraum in Ballungszentren auch das Umland gefragt. Schwerpunkte der Kampagne sind darum die Belebung des Wohnungsbaus, Maßnahmen zur energetischen Gebäudesanierung sowie die Neuauflage des Programms „Altersgerechter Umbau“.

 

Der Präsident des Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, Dr. Hans-Hartwig Loewenstein wurde in seinem anschließenden Vortrag konkret: „Wer Wohnungen haben will, muss bauen.“ So stellt er seine Forderungen direkt an die Politik: Wenn Instrumente sinnvoll eingesetzt würden, sei ein kostengünstigeres Bauen und somit auch niedrigere Mieten möglich. Ansatzpunkte sieht er bei der sozialen Wohnraumförderung, einer günstigen Baulandbereitstellung oder einer Erhöhung der Afa beziehungsweise des Wohngeldes.

 

Marcus Becker, Vizepräsident Wirtschaftspolitik des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie ging nochmals speziell auf das Bauen und Wohnen in Ballungszentren ein. Dabei betonte er, dass bei den Mehrfamilienhäusern die Immobilienpreise seit 2009 doppelt so stark gestiegen seien, wie die Baupreise und stellt auch die kosten- und preistreibenden Effekte dar. Einer der von Herrn Becker vorgestellten Lösungsansätze, um Bauen und Wohnen bezahlbar zu machen, ist ein Partnerschaftsmodell für die Projektabwicklung. Dabei besteht die Möglichkeit, den Preiswettbewerb zu einem Kompetenzwettbewerb zu wandeln.

 

Nach der Mittagspause wurde anhand von guten Beispielen gezeigt, wie „gute Wohnprojekte“ funktionieren.

 

Den Anfang machte Prof. Dr. Martin Wentz, der heute Geschäftsführer der Wentz & Co. GmbH ist und zuvor Dezernenten für Planung der Stadt Frankfurt am Main war und 2000 in das Baudezernat wechselte. Als Experte mit großem Erfahrungsschatz konnte er praxisnah über Baulandentwicklung und Wohnungsmarkt in Frankfurt berichten. Am Beispiel des neuen Europaviertels nahe der Messe erörterte er die Möglichkeiten, die eine Stadt, die ständig wächst hat.

 

Ein anderes Beispiel und einen ganz anderen Ansatz zeigte Matthias Krieger, Krieger + Schramm Bauunternehmung. Er konzentrierte sich vornehmlich auf die Möglichkeiten im energieeffizienten Bauen und Wohnen. Dabei zeigte er anhand von Beispielrechnungen, wann sich Sanierungskosten bei energetischen Maßnahmen rechnen. In seinem Unternehmen wurde sogar ein Wohnhaus entwickelt, dass mehr Energie erzeugt, als es verbraucht. Hier kann sogar noch ein Elektroauto mit versorgt werden.

 

Einen weiteren Aspekt zeigte Josef Mayr von der Hofheimer Wohnungsbau GmbH. In einem durch die Gesellschaft entwickelten Wohnprojekt wird es älteren Bewohnern ermöglicht, möglichst lange selbstständig zu leben. Dabei handelt es sich um ein generationenübergreifenden Ansatz indem die Bewohner gemeinschaftlich leben. Das Objekt ist dabei eingeteilt, in Bereiche für betreutes Wohnen, Mehrgenerationenwohnen oder auch Wohngemeinschaften. Gleichzeitig ist es der Wohnungsbaugesellschaft gelungen, die Mieten innerhalb der ortsüblichen Preise anbieten zu können.

 

Den Bogen zur Stadtentwicklung schlug abschließend Julian Petrin. Er stellte anhand einer aus den USA stammenden Idee vor allem die finanziellen Möglichkeiten der Stadtentwicklung vor. Konkret zeigte er auf, wie Crowdfunding auch in Deutschland funktionieren kann. Ab Herbst soll es erste Versuche geben, um so Projekte auch finanziell umzusetzen.

 

Wir, die RG-Bau freuen uns sehr über das gute Feed-back und möchten uns an dieser Stelle auch noch einmal recht herzlich bei allen Mitwirkenden bedanken.

 

Christina Hoffmann, RKW Kompetenzzentrum