BDB CAMP Düsseldorf.2014

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Studierende des Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. auf Entdeckungsreise in und um Düsseldorf.

 

BDB CAMP Düsseldorf.2014

„Auch der Herbst hat schöne Tage“ – darauf setzten wir und nutzten die letzten freien Tage vor dem neuen Semester für ein inspirierendes, informatives und geselliges verlängertes Wochenende vom 2. bis 5.Oktober 2014. Das Jubiläums-Camp führte (BDB-) Studierende und Jungabsolventen in diesem Jahr in die schöne Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen – nach Düsseldorf.

 

Wir starteten das Camp 2010 mit dem Gedanken, einen überregionalen Treffpunkt für Studenten und Jungabsolventen im BDB zu etablieren, um Kontakte zu knüpfen und Freunde zu gewinnen, sprich ein junges Netzwerk aufzubauen. Mittlerweile kommen Teilnehmer zum wiederholten Male mit, verbreiten ihre Erfahrungen vom Camp und werben selbst neue Teilnehmer. Diesen Effekt hatten wir uns erhofft und sind dankbar, dass unsere Idee aufgeht.

 

Nachdem wir die letzten Jahre an der südlichsten Spitze mit Sprung über die Ländergrenzen hinweg, im hohen Norden von Deutschland und in der Bundeshauptstadt waren, trafen wir uns in diesem Jahr wieder zentraler: im Nordwesten. Unser allererstes Camp ging schon in die Tiefen des Ruhrgebietes, für dieses Mal hatten wir uns ein Programm in und um die schöne Landehauptstadt von NRW ausgedacht!

 

Der Anreiseabend galt dem Kennenlernen und Gespräch in gemütlicher kulinarischer Runde und wir wurden im „Himmel & Ähd“ von Reiner Stracke, Landesgeschäftsführer des BDB-NRW, und Lothar Jansen, neuer Referent der ortsansässigen Bezirksgruppe, empfangen.

 

Spaziergang durch das "Le Quartier Central" (Fotocopyright: Richard Bill)Freitags wurden wir von Herrn Bruckhoff von der Exkursionsagentur FAR geführt, der uns versteckte Orte und aktuelle Architekturmomente (auf)zeigte: Los ging es mit einem informativen Spaziergang durch das „Quartier Central“, das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Düsseldorf-Derendorf.Dieser wurde in den späten 1990er-Jahren stillgelegt, die Gleisanlagen vollständig zurückgebaut und auf der rund 360.000 m² großen Entwicklungsfläche entstand ein neuer Stadtteil mit 190.000 m² BGF Wohnfläche und 210.000 m² BGF für Büro, Hotel, Gastronomie und Handel sowie 82.000 m² öffentlichen Grün- und Freiflächen – Raum für 2.000 Wohnungen und für bis zu 6.000 Arbeitsplätze. Im Jahr 2011 wurde Le Quartier Central von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) als eine der ersten Quartiersentwicklungen mit dem Silber-Zertifikat für nachhaltige Stadtquartiere ausgezeichnet, u.a. wegen der nachhaltigen Revitalisierung einer ehemaligen Verkehrsbrache und die städtebauliche Einbindung des Quartiers.

 

Bei strahlendem Sonnenschein ging es vorbei an der Baustelle der FOM Hochschule von Jürgen Mayer H. und dem Mahnmal an der Toulouser Allee, das an die Deportation von über 6.000 Juden aus Düsseldorf und der Region zwischen Oktober 1941 und Januar 1945 vom damaligen Güterbahnhof in die NS-Vernichtungslager im Osten erinnern soll. Der nahegelegene Schlachthof diente dabei als Sammelstelle. Auf diesem historisch denkwürdigen Gelände in Derendorf entsteht gerade der neue Campus der FH Düsseldorf.

 

Dank der guten Kontakte der Bezirksgruppe Aachen – der BDB macht´s möglich – wurde uns sogar an einem Feiertag eine Baustellenbesichtigung ermöglicht. Bauleiter Wolfgang Stock vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW Düsseldorf führte uns über den neu entstehenden Campus in innerstadtnaher Lage: durch die denkmalgeschützte Viehhalle, in die die FH-Bibliothek und die Campus-IT einziehen wird und die teilweise im Rohbau fertigen Neubauten des Siegerentwurfes von Nickl + Partner Architekten.

 

Nach einem leckeren Mittagessen setzten wir den Spaziergang fort. Spontan ergab sich sogar die Möglichkeit die Kirche St. Rochus, eine Zusammensetzung aus einem neuromanischen Kirchturm und modernem Kuppelbau, von innen zu besichtigen.

 

Schauspielhaus Düsseldorf (Fotocopyright: Anna Solovyeva)Durch den Herrengarten mit Informationen zur Stadtgeschichte kamen wir zum Schauspielhaus des Düsseldorfer Architekten Bernhard Pfau und in direkter Nachbarschaft dazu zum Thyssen-Hochhaus, das sogenannte Dreibscheiben(hoch)haus. Das über 94 Meter hohe, 26-geschossige Büro- und Verwaltungsgebäude, das zu den bedeutendsten Zeugnissen der Nachkriegsmoderne im Internationalen Stil zählt und als Symbol des sogenannten Wirtschaftswunders gilt, wurde gerade durch die Architektenpartnerschaft HPP denkmalgerecht umgebaut und revitalisiert.

 

Kö-Bogen (Fotocopyright: Richard Bill)Ebenfalls in direkter Nachbarschaft das Projekt Kö-Bogen, ein komplexes städtebauliches Konzept, das sich auf die historischen Qualitäten der Innenstadt zurückbesinnt. Die in zwei Bauabschnitte und -phasen unterteilte Baumaßnahme besteht aus dem markanten Gebäudekomplex für Einzelhandels-, Büro- und Gastronomienutzungen des New Yorker Architekten Daniel Libeskind und aus der Neu-Strukturierung der Verkehrs- bzw. Straßensituation, um alte Wunden in der Stadtstruktur zu schließen.

 

Weiter eilten wir durch die Altstadt mit einem kurzen Blick in das puristische, denkmalgeschützte Gebäude der Galerie Schmela des niederländischen Architekten Aldo van Eyck und leider nur einzelnen von uns gelang ein kurzer Blick in den 2007 eröffneten Ausstellungsraum von „Kunst im Tunnel“ (KIT), einen sogenannten Tunnelrestraum zwei Meter unterhalb der Rheinuferpromenade, der während des Baus des Rheinufertunnels entstand.

 

Mariendom in Neviges (Fotocopyright: Richard Bill)Vom Medienhafen ging es schließlich mit dem Bus auf „Wallfahrt“ in den ca. 35 km entfernten Velberter Ortsteil Neviges. Dort begaben wir uns auf einen kurzen Pilgerweg zum 1968 von Gottfried Böhm konzipierten Mariendom, der Raum für fast 7.000 Gläubige bietet und nach dem Kölner Dom das zweitgrößte Kirchenbauwerk nördlich der Alpen ist. Die Verschmelzung des Innen- und Außenraumes und den marktplatzartigen Kirchenraum konnten wir leider auf Grund einer Messe nur bedingt besichtigen.

 

Und als wäre der Tag nicht schon voll genug gewesen, machten wir uns auch abends noch auf den Weg. Ein  interessanter Spaziergang der besonderen Art stand auf dem Programm. Gemeinsam mit Wulf Metzmacher, erster Vorsitzender der Geschichtswerkstatt, stürzten wir uns in das feiertägliche Nachtleben der Altstadt und erfuhren auf dem Brauereiweg so einige amüsante und interessante historische Anekdote.

 

Führung auf der Museums-Insel Hombroich (Fotocopyright: Delia Moritz)Den Samstag verbrachten wir bei schönstem Herbstwetter auf dem Kulturraum Hombroich in Neuss. Wir starteten unsere Erkundungstour mit einer fachkundigen Führung von Hans-Willi Notthoff auf der Museums-Insel. Als Ort des Zusammenspiels von Bildender Kunst, Architektur und Natur, liegt das „Museum“ Insel Hombroich eingebettet in eine 24 ha große renaturierte Park- und Auenlandschaft an der Erft. Zehn begehbare skulpturale Architekturen, entworfen von dem Bildhauer Erwin Heerich, stehen als autonome Kunstwerke in dieser Landschaft.

 

Nach einer kurzen Stärkung in der Cafeteria hasteten wir vorbei am Kirkeby-Feld mit seinen fünf skulpturalen Ausstellungspavillons zur Raketenstation Hombroich. Dort erhielten wir ebenfalls von Herrn Notthoff eine Führung über das 13 ha große Gelände der ehemaligen Raketenstation, das seit 1994 auch zur Stiftung gehört. Militärische Elemente wie Stacheldrahtzäune, Scheinwerfersysteme und schusssicheres Glas wurden beseitigt; die Hallen, Hangars, Bunkersysteme, Erdwälle und der Beobachtungsturm blieben jedoch bestehen, wurden renoviert und teilweise umgestaltet. Neubauten von Raimund Abraham, Tadao Ando, Erwin Heerich, Oliver Kruse, Katsuhito Nishikawa und Alvaro Siza ergänzen das bestehende Ensemble ebenso wie die Skulpturen von Heinz Baumüller, Eduardo Chillida, Erwin Heerich, Dietmar Homann, Oliver Kruse und Katsuhito Nishikawa und bilden im Gesamten ein einmaliges Kultur- und Kunstraumprojekt. Auch wenn wir kein Leben und Arbeiten von Langen Foundation auf der Raketenstation Hombroich (Fotocopyright: Delia Moritz)Bildenden Künstlern, Literaten, Komponisten und Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen und Kulturkreisen beobachten konnten, so besichtigten wir doch das 2004 eröffnete Kunst- und Ausstellungshaus des japanischen Architekt Tadao Ando, der Erinnerungen an das „BDB Camp Dreiländer.2012“ wecken ließ, sowie den Pavillon von Álvaro Siza.

 

Nach einer gemütlichen Kaffee- oder Tee- und Kuchen-Pause ging es zurück auf die Insel und wir genossen noch die letzten Sonnenstrahlen, um fotografische Erinnerungen in dem wunderschönen Areal einzusammeln.

 

Den Abend ließen wir gemütlich mit der praktischen Fortsetzung des vorigen Abends in der Altstadt ausklingen.

 

Normalerweise ist Sonntag reiner Abschieds- und Abreisetag. Doch am Vormittag war noch eine Besonderheit als Programm-Abschluss geplant: die einzige bombensichere Kirche Deutschlands, im Volksmund „die stabilste Kirche der Welt“ genannt oder auch das einzigartige Gotteshaus der Welt. Bei der unter Denkmalschutz stehenden Bunkerkirche „Sankt Sakrament“ im Düsseldorfer Stadtteil Heerdt handelt es sich um einen ehemaligen Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg und ist heute Kirche, Mahnmal und Kunstort in einem. Dort bekamen wir von Dr. Bruno Kaufmann von der Initiative Friedensort Bunkerkirche eine äußerst interessante und authentische Führung und frischten dabei ganz nebenbei unser Geschichtswissen auf. Ein krönender Abschluss eines gelungenen Wochenendes!

 

Tafel an der Bunkerkirche „Sankt Sakrament“ in D-Heerdt (Fotocopyright: Richard Bill)

Bunkerkirche „Sankt Sakrament“ in D-Heerdt (Fotocopyright: Richard Bill)Nach einer kurzen Feedback-Runde mit viel Lob und Begeisterung hieß es dann aber doch Abschied nehmen.

 

Ein kleiner Teil der Gruppe hatte immer noch nicht genug und so ergab es sich, dass sich ein paar von uns bis zum späten Nachmittag im Ständehaus, dem K 21 der Kunststammlung NRW, die lohnenswerte Ausstellung und spannende Installation von Tomás Saraceno ansahen oder eher gesagt erklommen.

 

Ein rundum unvergesslich schönes Wochenende mit vielen neuen Eindrücken und Inspirationen fürs neue Semester liegt hinter uns und das nächste Camp ist schon jetzt kaum zu erwarten!

 

Zu guter Letzt wollen wir, die Studentenberater des BDB, dem Präsidium und der Bundesgeschäftsstelle danken, dass auch dieses Jahr wieder ein Camp stattfinden konnte. Weiter möchten wir uns herzlich beim Landesverband Nordrhein-Westfalen, besonders bei Herrn Stracke, und der Bezirksgruppe Düsseldorf für den ersten Abend und die hilfreiche Unterstützung im Vorfeld bedanken. Außerdem ein großen Dankeschön an die genannten Personen der Führungen vor Ort, die an einem Feiertag(swochenende) und Sonntag nicht selbstverständlich sind!

 

Wir freuen uns schon auf das nächste Camp mit euch und wünschen euch bis dahin alles Gute im Studium bzw. beim Start ins Berufsleben!

 

Delia Moritz, stellvertr. Bundesstudentenberaterin

Laura Koch, Landesstudentenberaterin NRW